Die ostdeutsche Wismut AG war der drittgrößte Uranproduzent der Welt. Sie ermöglichte den Aufstieg der UdSSR zur nuklearen Supermacht. Um den strategischen Rohstoff Uran zu gewinnen, entstand in der DDR ein »Staat im Staate«. Nirgends sonst auf der Welt wurde Uran mit einem derart immensen Aufwand gewonnen wie in Sachsen und Thüringen. Auf der Grundlage erstmals zugänglicher Akten des sowjetischen Atomministeriums haben Historiker aus Russland und Deutschland den Stellenwert der Wismut AG im sowjetischen Atomkomplex und im internationalen Vergleich analysiert (Band 1). Sie beschreiben das rigide Sicherheitsregime und dessen Auswirkungen auf die Beschäftigten, fragen nach dem Strahlenschutz sowie den Effekten der betrieblichen Kultur- und Sozialpolitik. Im vorliegenden Band 2 werden in thematisch analoger Gliederung die entscheidenden Dokumente vorgestellt, wobei zahlreiche russische Quellen dem deutschen Leser erstmals zugänglich gemacht werden.
Wie haben Ostdeutsche das Ende der DDR und den Systemwechsel erlebt? Wie erinnern sie sich daran? Diesen Fragen ging die Potsdamer Forschungsgruppe »Die lange Geschichte der >Wende<«. Lebenswelt und Systemwechsel in Ostdeutschland vor, während und nach 1989« aus mehreren Perspektiven nach. Ausgangspunkt war die Annahme, dass, wer Ostdeutschland verstehen will, sowohl die Zeitebenen vor, während und nach dem Umbruch von 1989/90 miteinander verbinden als auch mit jenen Menschen ins Gespräch kommen muss, die diese Phasen erlebt haben. Auf einer Dialogreise im Januar 2020 wurden im Sinne der »Citizen Science / Bürger schaffen Wissen« Zeitzeugen aktiv eingebunden. Die Fotografin Clara Bahlsen und der Journalist Christian Bangel reisten als Beobachter mit. Das Buch dokumentiert in einer bislang einmaligen Verbindung von Wissenschaft, Zeitzeugenerinnerungen, Fotografie und Journalismus die Forschungsergebnisse, Reiseeindrücke und Erinnerungen an die Transformation in Ostdeutschland.
»Das war die schwierigste Freundschaft, die ich erlebt habe«, sagte Günter Grass 1995 über seine Beziehung zu Paul Celan, der am 23. November 2020 100 Jahre alt geworden wäre. Ihm, dem großen, vor allem durch die »Todesfuge« bekannt gewordenen Dichter, der sich vor 50 Jahren in Paris das Leben nahm, ist der erste Themenschwerpunkt des 5. Freipass-Bandes gewidmet.
Daneben befassen sich mehrere Texte mit der Streitkultur im literarischen Leben, die insbesondere auf die Auseinandersetzungen um Christa Wolf, Botho Strauß, Martin Walser, Peter Handke und W. G. Sebald eingehen. Schließlich thematisieren mehrere Schriftstellerinnen und Schriftsteller 30 Jahre »Deutsche Einheit« mit ganz persönlichen Geschichten zur Geschichte, so Judith Hermann, Joochen Laabs, Katja Lange-Müller und Andreas Koziol, Andreas Maier, Robert Menasse, Anselm Neft und Hans Joachim Schädlich.
»Heimat entdeckt man erst in der Fremde.« Siegfried Lenz
Immer mehr Menschen verlassen ihre Heimat: aus politischen Gründen, aus wirtschaftlicher Not, für die Arbeit oder für die Liebe. Ihre Hoffnungen und Erwartungen an das neue Zuhause tragen sie mit sich. Wie gestalten sich die Wege zwischen Verlust und Neuanfang? Was macht es mit Menschen, wenn sie ihre Heimat aufgeben müssen? Wenn die Sehnsucht das Ankommen überschattet? Wenn die Integration misslingt? Davon erzählen Heimatlose, Heimatsuchende und Heimatexperten in diesem Buch. Eine vielstimmige Annäherung an ein ambivalentes Gefühl, das heute mehr denn je von Bedeutung ist.
Horst Janssen war einer »der ganz Großen«, so Günter Grass, vielleicht der bedeutendste Zeichner des 20. Jahrhunderts. Am 14. November 2019 wäre Janssen 90 Jahre alt geworden. Ihm ist der erste Themenschwerpunkt des vierten Freipass-Bandes gewidmet. Es folgen Diskussionsbeiträge zur internationalen Grass-Rezeption und zur Grass-Forschung, die sich u.a. mit Theodor Fontane, Eva Figes und Nicolas Born im Hinblick auf ihr Verhältnis zum Lebenswerk des großen Danzigers beschäftigen. Und in der politischen Rubrik »Zunge zeigen« wird ausführlich einer der größten Problemkomplexe unserer Zeit behandelt: Rechtspopulismus, Werteverlust, Mordanschläge und die Folgen für unsere Gesellschaft - u.a. aus der Sicht von Dagmar Leupold, Robert Menasse, Norbert Niemann und Kathrin Röggla.
Bis vor wenigen Jahren assoziierten die Deutschen mit Island vor allem unberührte raue Landschaften, heiße Quellen und Fischfang. Das änderte sich, als 2008 Bankenkrise und wirtschaftliche Turbulenzen weltweit für Schlagzeilen sorgten und zwei Jahre später die Asche des Eyjafjallajökull den internationalen Flugverkehr lahmlegte.
Marie Krüger, die seit mehr als zehn Jahren zwischen Reykjavík und Berlin pendelt, lässt sich weder von Katastrophenmeldungen noch von idyllischen Naturvorstellungen den Blick auf jenen Inselstaat verstellen, der geographisch wie kulturell zwischen Europa und Amerika liegt. Sie schreibt von der jahrhundertelangen Friedfertigkeit der Isländer, ihrem Faible für das Mittelalter, von einer ausgeprägten Blogger-Kultur und Geländewagen im Stadtverkehr, vom ersten weiblichen Staatsoberhaupt der Welt und komplizierten Verwandtschaftsverhältnissen. Eine echte Entdeckungsreise.
Während des Kalten Kriegs galt Albanien als »das Nordkorea Europas«. Unter Diktator Enver Hoxha herrschte ein bisweilen bizarres Regime, das sich selbst von den meisten sozialistischen »Bruderländern« isoliert hatte und das Land mit einem Netz von 200 000 Bunkern überzog. Nach dem Sturz des Kommunismus flohen Hunderttausende Albaner vor den miserablen Lebensumständen in ihrer Heimat. Arm ist das Land auf dem Westbalkan nach wie vor, doch es lockt immer mehr Touristen an: 450 km Mittelmeerküste mit vielen noch unverbauten Stränden, malerische Gebirgsregionen, UNESCO-Welterbestätten und überaus gastfreundliche Einwohner sorgen dafür.
Christiane Jaenicke hat Albanien noch unter Hoxha kennengelernt und seitdem immer wieder dort gelebt und gearbeitet. In ihrem Buch zeichnet sie das Porträt eines Landes im Umbruch, in dem einerseits noch archaische Traditionen wie die Blutrache gepflegt werden, andererseits der Weg nach Westen eingeleitet ist. Dabei wirft sie auch einen Blick auf die albanische Bevölkerung in den Nachbarstaaten, vor allem im Kosovo.
Farbenprächtige Wälder, tiefblaue Seen, die schneebedeckten Gipfel der Rocky Mountains oder angesagte Metropolen wie Vancouver, Toronto und Montréal: Kanada fasziniert durch seine vielfältige Natur und Kultur. Wegen seiner Vorreiterrolle in vielen Fragen der gesellschaftlichen Liberalisierung wird das Land überall auf der Welt geschätzt; Multikulturalismus genießt hier Verfassungsrang.
Gerd Braune lebt seit mehr als 20 Jahren in der Hauptstadt Ottawa. In seinem Buch gibt er einen Einblick in Geschichte und Politik Kanadas. Er schildert das Leben im zweitgrößten Land der Erde, aber auch die Bruchlinien der kanadischen Gesellschaft, zwischen Indigenen und Eingewanderten, Anglophonen und Frankophonen. Und wie die Kanadier stets auf die USA blicken und ihre Sympathien, aber auch ihre Hassliebe gegenüber dem großen Nachbarn im Süden pflegen.
»Ein Buch, das den Leser souverän durch die komplexe Geschichte Kanadas führt.«
Katja Ridderbusch, Deutschlandfunk, über »Indigene Völker in Kanada«
Prag gehört seit jeher zu den beliebtesten Städten Europas. Stein gewordene Geschichte, Burg oder Karlsbrücke locken ebenso wie Kafka, Schwejk und gutes Bier. Doch das Nachbarland besteht aus mehr als dem hauptstädtischen »Freilichtmuseum an der Moldau«. Die schwere Sprache hindert allerdings die meisten Besucher daran, hinter die schmuck renovierten Fassaden zu schauen. So bleibt Tschechien vielen ein »böhmisches Dorf«.Anschaulich und humorvoll hilft Hans-Jörg Schmidt, dienstältester deutscher Korrespondent in Prag, die Tschechen, ihren Alltag und ihre Eigenheiten zu verstehen.
Populismus in den Niederlanden, Terror in Belgien, Steuertricks in Luxemburg - die Berichterstattung aus den Benelux-Ländern beschränkt sich meist auf skandalträchtige Schlaglichter. Ute Schürings setzt dagegen aktuelle politische Entwicklungen in einen größeren Kontext, erklärt kulturelle Identität und ihre historischen Wurzeln, berichtet aus der Innenperspektive: Was hat das alte niederländische Konsensdenken mit der heutigen Polarisierung der Politik zu tun? Welche Gründe gibt es für den Konflikt zwischen Flamen und Wallonen? Wie sieht die luxemburgische Steuerpolitik wirklich aus? Ein facettenreicher Einblick in den politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Alltag der drei Benelux-Staaten.
Japan - kaum ein Land wirkt so exotisch und doch vertraut: Wir denken an ultraschnelle Züge, die vor majestätischer Fuji-Kulisse durch das Land rasen, an Tempel, Pagoden und modernste Technik - nebst ihrer Risiken.
Christian Tagsold zeigt ein Land, das vielschichtig und uns oft näher ist, als sich ahnen lässt. Er erzählt von der alternden Gesellschaft, dem langen Schatten des Zweiten Weltkriegs und dem oft nicht einfachen Leben nach dem großen Wirtschaftscrash vor zwei Jahrzehnten; von einem Land,das mehr ist als die stereotype Gegenüberstellung von Tradition und Moderne.
Eine deutsch-deutsche Militärgeschichte
Die Streitkräfte spielten im Kalten Krieg eine Schlüsselrolle. Doch selbst neuere Veröffentlichungen zur deutschen Geschichte zwischen 1945 und 1990 blenden sie weitgehend aus. In diesem Band nehmen renommierte Fachleute aus Europa und den USA erstmals die DDR und die Bundesrepublik gemeinsam in den Blick. Wie waren Nationale Volksarmee und Bundeswehr organisiert? Auf welche Weise nutzten sie die "geteilte" Vergangenheit zur Traditionsstiftung? Wie stellten sich die beiden Seiten dar, und wie wurden sie wahrgenommen? Vergleich und Verflechtung einerseits, internationale Einordnung andererseits - dieses Vorgehen eint die 20 Beiträge. Thema und Methode sorgen für einen innovativen Beitrag zur deutschen Zeitgeschichte im Ost-West-Konflikt.
Mit Beiträgen von Jan-Hinnerk Antons, Heiko Biehl und Timo Graf, Jens Boysen, Jörg Echternkamp, Dominik Geppert, Jan Hansen und Lukas Mengelkamp, Mark Kramer, Thorsten Loch, Kathleen J. Nawyn, Christoph Nübel, Michael Olsansky, Sari Autio-Sarasmo, Rudolf J. Schlaffer, Klaus Schroeder, Bastian Matteo Scianna, Peter Speiser, Klaus Storkmann, Hermann Wentker, Rüdiger Wenzke, John Zimmermann.
Band 4 der Reihe »Deutsch-deutsche Militärgeschichte«
»Überzeugend ist der Anspruch eingelöst, die Trennung in eine bundesdeutsche und eine DDR-Militärgeschichte durch eine 'integrale deutsche Zeitgeschichte als Militärgeschichte' zu ersetzen.«
Bis heute ist die Einstellung der Deutschen zum Einsatz von militärischer Gewalt durch die heißen Debatten um »Nachrüstung« und Rüstungskontrolle im nuklearen Zeitalter geprägt. Das Verhältnis der politischen Parteien und der Gewerkschaften zum Militär, der Umgang der Streitkräfte mit ihrer Vergangenheit, das Wirken verteidigungspolitischer Akteure im parlamentarischen Raum, die Friedensbewegungen und die Rolle der Kirchen - das sind zentrale Themen, die hier auf einer breiten Quellenbasis untersucht werden.
Erstmals wird in diesem Band die Militärgeschichte beider deutscher Staaten in der Nachkriegszeit gemeinsam betrachtet. Die Autorinnen und Autoren vergleichen nicht nur die Rolle der Streitkräfte in Demokratie und Diktatur, sie untersuchen auch verschiedene Verflechtungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Wer um die Bedeutung des Militärischen in der Geschichte von Bundesrepublik und DDR in den 1970er- und 1980er-Jahren weiß, erhält ein tieferes Verständnis für die Probleme nach der Wiedervereinigung, nicht zuletzt auf militärischem Gebiet. Der Band liefert zudem einen wichtigen methodischen Beitrag zu einer Militärgeschichte als Zeitgeschichte.
Mit Beiträgen von Angelika Dörfler-Dierken, Jörg Echternkamp, Dorothee Hochstetter, Markus Thurau und Rüdiger Wenzke.
Der Pergamonaltar, das Markttor von Milet, die Löwen von Babylon, die Büste der Nofretete - das alles sind Schätze, die wir heute in deutschen Museen bewundern. Woher stammen diese Werke? Wann und unter welchen Umständen sind sie nach Deutschland gekommen? Sind wir eigentlich die rechtmäßigen Besitzer dieser weltberühmten Kulturgüter? Jürgen Gottschlich und Dilek Zaptcioglu-Gottschlich unterziehen die Geschichte archäologischer Ausgrabungen und ihres Abtransports ins Deutsche Kaiserreich einer eingehenden Prüfung. Im Mittelpunkt stehen die Expeditionen berühmter Ausgräber wie Carl Humann, Theodor Wiegand und Robert Koldewey einerseits und die überwiegend nationalistischen Motive ihrer Beutezüge im Dienst des Kaisers andererseits. Ging es in der Raubkunst-Debatte bislang eher um Kunstwerke aus afrikanischen und asiatischen Kolonien, wird hier erstmals ein Buch zu archäologischen Funden im ehemaligen Osmanischen Reich vorgelegt. Genauso wichtig wie die Forderung nach Restitution ist dabei die Frage: Wie machen wir das Weltkulturerbe möglichst vielen Menschen zugänglich?
Eine Reise in die erstaunliche Welt des Wartens: Wir warten auf die große Liebe, eine Schriftstellerin wartet auf die nächste Romanidee, eine Schwangere auf ihr erstes Kind, ein junger Mensch auf das lebensrettende Organ. Jedes Warten hat seine Geschichte. Friederike Gräff ergründet, was dieser Zustand in uns auslöst. Sie steigt in die Tiefen des Wartens hinab und kommt heraus in einer schnelllebigen Gegenwart, die die Vorzüge des Wartens aus den Augen verloren hat. Ihre vielstimmige Erkundung ermutigt uns, Warteräume zu schaffen und sie selbstbestimmt zu nutzen. Friederike Gräff ist eine Erzählerin, wie ein Leser sie sich wünscht. Ihre Geschichten lassen uns staunend, manchmal auch ein bisschen verunsichert zurück, aber zugleich getröstet. Franz Kafka müsste lächeln. (Jurybegründung für den Literaturförderpreis der Stadt Hamburg 2012)
Traumhafte Strände, kulturelle Schätze, Sonne satt: Thailand gilt vielen als ideales Reiseziel. Doch das »Land des Lächelns« hat Schattenseiten. So setzen die konservativen Eliten alles daran, ihre Macht zu schützen. Das geht auf Kosten all derer, die politische Gleichberechtigung verlangen. Nicola Glass wirft einen kritischen Blick hinter die Fassade des Urlaubsparadieses, in dem sich die Menschenrechte nach dem jüngsten Militärputsch 2014 im freien Fall befinden. Kenntnisreich erklärt sie Hintergründe und Verlauf des Konflikts zwischen Rothemden und Gelbhemden. Zugleich schildert sie anschaulich, was Thailand so faszinierend und liebenswert macht: die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft vieler Bewohner, die Kultur und das pulsierende Leben in der Metropole Bangkok.
Mickymaus und Marshallplan, Barbie und Burger, Pop-Art und Popcorn, Madonna und Obama: Die USA haben unser Leben geprägt und tun es weiter. Dafür werden sie bewundert oder gehasst, oft beides zugleich. Gegen den vertrauten Ort in unserer Vorstellungswelt kommen Land und Leute schwer an, wenn es uns Deutsche dann tatsächlich in die Vereinigten Staaten verschlägt. Doch bald blitzt mitten im scheinbar Vertrauten das irritierend Fremde auf: Da wird die lockere Verabredung fürs Kino plötzlich zum »date«, da begegnen einem Fremde mit überschäumender Herzlichkeit, Lob entpuppt sich als Kritik, und »liberals« sind eher Sozial- als Freidemokraten. Erst wenn man der Verzweiflung nahe ist, beginnt das Verstehen dieses Landes, in dem Dynamik die größte Konstante ist.
Ute Mehnert, die in den USA lebt, hat einen ebenso informativen wie unterhaltsamen Wegweiser für ein Land geschrieben, in dem man nur ankommt, wenn man immer in Bewegung bleibt.
Vom sozialistischen Beat zum Heimatrock
Die Rockmusikszene der DDR schien mit dem Ende des Staates vor dem Kollaps zu stehen. Das Publikum blieb weg und zahlreiche Bands lösten sich auf. Doch wenige Jahre später verkauften sich die Aufnahmen aus der DDR wieder und die Veranstaltungssäle füllten sich, wenn Rockbands mit DDR-Vergangenheit auftraten. Tom Koltermann spürt dem Niedergang und der folgenden Renaissance des DDR-Rocks nach. Auf der Grundlage von Medienberichten, Unterlagen der SED und der Staatssicherheit sowie der Treuhandanstalt, Aufzeichnungen der Musik- und Jugendforschung der DDR, Branchenmagazinen, Beständen des Rundfunkarchivs und von Sendern wie dem MDR sowie Interviews mit Akteuren der Musikwirtschaft rekonstruiert Koltermann das lange Fortleben des DDR-Rocks.
Traumhafte Strände am Indischen Ozean, Safaris in endloser Grassavanne, Löwen und Elefanten, ursprüngliches afrikanisches Leben - das sind die Assoziationen, die der Name Kenia bei vielen Deutschen hervorruft. In den letzten Jahren machte das Land jedoch ganz andere Schlagzeilen: Gefälschte Präsidentschaftswahlen, ethnische Vertreibungen und Terroranschläge erschütterten Kenias Stabilität.
Dabei galt der Staat zuvor als relativer Hoffnungsträger für Frieden und Wohlstand im unruhigen Ostafrika. Ingrid Laurien verfolgt die Entwicklung Kenias seit 1986 aus nächster Nähe. Sie versteht es, die inneren Widersprüche dieses faszinierenden Landes kundig und anschaulich zu schildern und einen tiefen Einblick in den Alltag seiner Bewohner zu geben. Ein Buch für Kenia-Reisende, die mehr erfahren möchten, als in Hochglanzbroschüren steht.
China boomt. Manager, Existenzgründer, Studenten oder Praktikanten versuchen ihr Glück in der neuen Wirtschaftsmacht. Dabei ist es nicht einfach, sich in diesem Land zurechtzufinden.
Marcus Hernig schreibt von den Schwierigkeiten, in China Fuß zu fassen, und vom Glück, mit Chinesen zusammenzuleben. Aus langjähriger Erfahrung gibt er Einblicke in die wesentlichen Aspekte der chinesischen Kultur, Geschichte, Politik und Gesellschaft. Kenntnisreich vermittelt er so das Leben im heutigen China und kommt dabei ohne Stereotype und Superlative aus.
Jenseits der Strände gibt es ein Spanien zu entdecken, das mehr zu bieten hat als Flamenco und Stierkampf, Fiesta und Siesta.
Martin Dahms, der seit mehr als 20 Jahren dort lebt, wirft einen Blick auf Kultur, Politik und Wirtschaft des Landes. Ihn interessiert vor allem, wie es zu dem wurde, was es ist, was die Spanier beschäftigt und worüber sie diskutieren: über den Umgang mit der Franco-Zeit und ihr Verhältnis zur königlichen Familie, über grassierende Arbeitslosigkeit vor allem unter Jugendlichen, über neue Fußballhelden und regionalen Separatismus - und natürlich, mit Leidenschaft, über Essen und Trinken.
Dahms' Nähe zum Alltag der Spanier macht sein Buch zu einer Fundgrube für alle, die verstehen wollen, was das Land ausmacht.
Griechenlands Image hat im letzten Jahr arg gelitten, seit das Land knapp am Staatsbankrott vorbeigeschlittert ist. Nun wird in Deutschland nur noch über Misswirtschaft und Korruption geredet, wie ehedem von der weiß-blauen Inselherrlichkeit geschwärmt worden war. Zerrbilder das eine wie das andere. Das weiß niemand besser als Eberhard Rondholz, der seit Jahrzehnten über die Vorzüge und die Schattenseiten Griechenlands berichtet. In diesem Buch schreibt er vom Moloch Athen und seinen liebenswerten Seiten, vom Alltag der Neugriechen und ihrem gebrochenen Verhältnis zu den antiken Vorfahren, vom Dauerkonflikt mit der Türkei und dem Umgang mit ethnischen und religiösen Minderheiten, von der Lust der Griechen am Streiken und schließlich von ihrer Gabe, selbst in Zeiten der größten wirtschaftlichen Krise die Kultur der Gastfreundschaft zu pflegen. Ein differenziertes Länderporträt, das sich wohltuend von den allseits gepflegten Klischees abhebt.
Eine Fülle von Details zur Landes-, Parteien-, Kirchen-, Sprach-, Literatur-, Architekturgeschichte sowie, gleichsam als roter Faden, zu den deutsch-griechischen Befindlichkeiten gewährt einen fundierten, von billigen Vorurteilen freien, dringendst gefragten zeitgemäßen Gesamtüberblick. Horst Möller, Schattenblick Was sich angesichts eines bedrohlichen Staatsbankrotts höchst unspektakulär als 'Länderporträt' anbietet, ist eine profunde Bestandsaufnahme deutsch-griechischer Befindlichkeiten ohne Schwärmerei und Vorurteile. Mit viel Verständnis werden auch Mentalität und Alltagsleben beschrieben. Ein zeitgemäßer Gesamtüberblick, differenziert und mit Empathie zusammengestellt. Sigurd Schuster-Schmah, ekz - Einkaufszentrale der Bibliotheken Eines der inhaltsreichsten und kenntnisreichsten Bücher über Griechenland, das je erschienen ist. Eberhard Rondholz beschreibt Land und Leute, Geschichte und Gegenwart, Politik und Kultur, Tavernen und Gebräuche mit einer unübersehbar herzlichen Grundsympathie, aber vorurteilsfrei, mit kritischer Distanz und ohne philhellenistische Schwärmerei. Helmut Lölhöffel, Süddeutsche Zeitung
Erfolg oder Scheitern, Modernisierung oder Kolonisierung, blühende Landschaften oder Dunkeldeutschland - die Geschichte der deutschen Einheit ist auch eine Geschichte ihrer kontroversen Bewertungen. Die sozialwissenschaftliche »Transformationsforschung« der 1990er-Jahre, die Alltagswahrnehmung der Zeitgenossen und die Interpretationen der Historikerinnen und Historiker haben die Entwicklung seit 1990 nicht nur deutend begleitet, sondern sind selbst Teil dieser Geschichte.
Die publizistische und wissenschaftliche Rückschau zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit durchzieht oft ein skeptischer Grundton, aber es zeigt sich auch, dass eine jüngere Generation von Autorinnen und Autoren andere Blicke auf die jüngste Zeitgeschichte wirft. Mit neuen Perspektiven und aktuellen empirischen Befunden will das »Jahrbuch Deutsche Einheit« zur kritischen Historisierung des Umbruchs beitragen. Der aktuelle wissenschaftliche Diskurs über den Prozess der Einheit in Ost- und Westdeutschland wird hier für eine breite Leserschaft geöffnet.
Mit Beiträgen von Marcus Böick, Frank Bösch, Kerstin Brückweh, Detlev Brunner, Heinz Bude, Anna Eckert, Jörg Ganzenmüller, Constantin Goschler, Inga Haese, Dierk Hoffmann, Ralph Jessen, Anke John, Raj Kollmorgen, Christiane Kuller, Thomas Lindenberger, Christoph Lorke, Christina Morina, Benno Nietzel, Dominik Stegmayer, Philipp Ther, Clemens Villinger, Annette Weinke, Stefan Wolle und Kathrin Zöller
Zwischen dem südchinesischen Meer und dem Pazifik erstrecken sich die Philippinen mit über 7000 Inseln. Aufgrund der strategisch wichtigen Lage und der natürlichen Schätze geriet der Archipel schon früh ins Visier der Großmächte. Mehr als 300 Jahre lang herrschten die Spanier, nach ihnen kamen die Amerikaner. Die Philippinen sind daher heute das einzige Land Südostasiens mit einer mehrheitlich katholischen Bevölkerung; viele Menschen tragen spanische Namen, das Bildungswesen orientiert sich am amerikanischen und die Küche ist ebenfalls spanischamerikanisch beeinflusst. International Schlagzeilen macht das Land meist durch den mörderischen Drogenkrieg des Präsidenten Duterte oder schreckliche Naturkatastrophen.
Hilja Müller beschreibt kenntnisreich und empathisch die Konflikte, die das Land prägen, jedoch auch die einzigartige Schönheit der Philippinen und die Warmherzigkeit seiner Bewohner.
Kunst im öffentlichen Raum - Zeit, sich zu kümmern
Kunst aus der Zeit der DDR im öffentlichen Raum ist in den letzten 30 Jahren Schritt für Schritt verschwunden. Häufig standen die Werke Erneuerungen im Wege. Wandmalerei fiel der Wärmedämmung an Schulen oder Wohnhäusern zum Opfer, Figurengruppen standen am »falschen« Ort und mussten weichen. Entstanden waren die Werke, um ihre Umgebung zu verschönern und im Sinne des Sozialismus zu agitieren. Was im Norden zu entdecken und zu bewahren ist - in Sachen Kunst in der DDR eher die Peripherie -, stellen die Autorinnen und Autoren dieses Bandes vor.
Mit Beiträgen von Ramona Dornbusch, Jan Hamann, Jörg Kirchner, Jenny Krüger, Sarah Linke, Marie Mamerow, Christine Onnen, Elke Pretzel, Volker Probst, Steffi Rogin, Caroline Rolka, Alexander Schacht und Thomas Werner
Zentralasien ist seit zwei Jahrtausenden ein Schnittpunkt der Welt- und Religionsgeschichte. Perser, Griechen, Araber, Mongolen, Turkvölker und Russen hatten hier ihre Herrschaftsgebiete. Zarathustrier, Buddhisten, Juden, Christen und Muslime formten die Kultur der Region. Nach der Oktoberrevolution gründete die neue Sowjetmacht hier die fünf Republiken Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan, die 1991 eigenständige Staaten wurden. Für viele Europäer sind sie bis heute weitgehend unbekannte Gebiete.
Thomas Kunze beschreibt Geschichte, Sprache, Kultur und Politik in der Region, verbunden mit einem Blick auf die touristischen Metropolen und den Alltag der Menschen.
Nachdem die DDR 1975 die KSZE-Schlussakte von Helsinki unterzeichnet hatte, forderten immer mehr Bürger ihre Freiheitsrechte ein. Bis 1989 verließen fast 400.000 Menschen die DDR, indem sie ihre »ständige Ausreise« beantragten - ohne bei einem Fluchtversuch ihr Leben zu riskieren. Doch wer einen Ausreiseantrag gestellt und die »Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR« beantragt hatte, musste sich auf eine harte Zeit einstellen und wurde oft wie ein Verräter behandelt - nicht nur von Behörden, oft auch von Vorgesetzten, Kollegen und sogar von Nachbarn oder Familienmitgliedern. Was waren die Motive für das Verlassen der DDR? Wie lebte man in der Zeit zwischen Antraganstellung und Ausreise, wenn man sich besser nicht verlieben sollte, wenn man monate- oder jahrelang auf gepackten Koffern saß?
Journalistinnen und Journalisten aus ganz Deutschland erzählen 24 Geschichten von Menschen, die per Ausreiseantrag die DDR verlassen haben, von Repressionen durch die Staatssicherheit, von Familienzusammenführungen und trickreichen Scheinehen.
In Europa gilt Kanada im Vergleich zu den USA als »der bessere Teil Nordamerikas«. Doch der Umgang mit der indigenen Bevölkerung ist auch hier ein Sündenfall: Noch bis vor wenigen Jahrzehnten wurde mit brutalen Maßnahmen versucht, die kulturelle Identität dieser Menschen mit teils brutalen Maßnahmen auszulöschen und sie zu assimilieren. Wie erfolgversprechend ist da der vor Kurzem eingeleitete Versöhnungsprozess?
Gerd Braune hat indigene Gemeinden im ganzen Land besucht und mit Vertretern der drei indigenen Völker, First Nations, Inuit und Métis, gesprochen. Er erzählt ihre Geschichte vor und nach Ankunft der Europäer und seit der kanadischen Staatsgründung. Vor allem aber berichtet er, wie die indigenen Völker heute leben und um ihre Rechte kämpfen.
Russland will wieder Global Player werden. Das militärische Vorgehen in Syrien an der Seite von Diktator Assad und die Unterstützung des aufständischen Generals Haftar in Libyen haben dies der Welt vor Augen geführt. Was zunächst im nahen Umfeld stattfand - von Georgien über die Krim bis zur Ostukraine -, geschieht inzwischen auch in Afrika und Lateinamerika. Russland rüstet seine Verbündeten auf, exportiert Waffen und schickt (angeblich nichtstaatliche) Militärverbände in den Einsatz. Präsident Putin will sein Land zu alter Weltmachtstärke zurückführen.
Manfred Quiring, der mehr als zwei Jahrzehnte als Korrespondent in Moskau gearbeitet hat und die Machtverhältnisse im Land so gut wie kaum ein anderer kennt, zeichnet diese Entwicklung minutiös nach, benennt die Verantwortlichen, schildert ihre Methoden, zeigt die Gefährdungen der internationalen Politik und die Grenzen des Moskauer Einflusses auf.
Am 18. Januar 1979 flüchtet der Oberleutnant des Ministeriums für Staatssicherheit Werner Stiller in die Bundesrepublik Deutschland. Mit sich führt er zwei Koffer geheimer Unterlagen, durch die kurz darauf mehrere Westagenten enttarnt werden. Unter ihnen ist der Vater von Nicole Glocke, Mitarbeiter in den Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerken. Er wird verhaftet, für die Neunjährige bricht eine Welt zusammen. Über zwei Jahrzehnte später unternimmt die Tochter den Versuch, sich mit den Motiven ihres Vaters auseinanderzusetzen. Doch dieser verweigert die notwendigen Informationen, und die Akten über ihn sind vernichtet. Ihre Recherchen richten sich deshalb zunehmend auf den Mann, der das Trauma ihrer Kindheit ausgelöst hat, Werner Stiller. Sie sucht die Begegnung mit ihm und findet so den Kontakt zu seiner Tochter Edina, die Stiller mit seiner Familie in der DDR zurückgelassen hat. Die rasch wachsende Vertrautheit zwischen den etwa gleichaltrigen Frauen führt zu einem schonungslosen Rückblick auf ihre Vergangenheit und auf die Väter. Sie fühlten sich getäuscht und verlassen und waren lange Zeit gezwungen, sich der Lüge und dem Schweigen zu beugen. Das hat ihr Leben auf unterschiedliche Weise geprägt. Nunmehr versuchen sie, den eigenen Standort zu bestimmen und ohne die Väter ihr wahres Leben zu finden.
"Verratene Kinder" ist kein wissenschaftliches Werk, sondern ein biographisches Zeugnis, das die so genannte große Geschichte auf eine persönliche menschliche Art behandelt. Uli Brockmeyer in Südwest Presse "Verratene Kinder" sind pralle Lebensberichte und spiegeln faktenreich dramatisch miteinander verwobene Ost-West-Schicksale wider. Stefanie Hoffmeister in Das Parlament Die beiden Frauen erzählen ihre Lebensgeschichte geradlinig, offen und ohne Pathos. Gerade dadurch wirkt das Buch überzeugend. Ulrich Schwarz in Spiegel special Die beiden jungen Frauen erzählen ihre Geschichte frei von Eitelkeiten und mit erstaunlicher Offenheit. Auch wenn das Buch vor allem eine Auseinandersetzung mit den Vätern ist, vermeidet es jedoch jede falsche Intimität. Und insofern ist es vor allem ein überaus erstaunliches Werk - beim Lesen wird Geschichte nacherlebbar. Lausitzer Rundschau Ein interessantes Buch, das einen guten Einblick in die beiden unterschiedlichen Gesellschaftssysteme gibt und anhand zweier Lebensläufe die Kälte von Politik, Macht und Geheimdienst eindringlich spürbar werden läßt. Märkische AllgemeineIm Umgang mit Krisen hat der Osten Erfahrung: Der gesellschaftliche Umbruch nach 1989 brachte nicht nur Verbesserungen, sondern auch ungeahnte ökonomische, demographische und soziale Probleme, für die es bisher kaum befriedigende Lösungen gibt. Wo die große Politik eher ratlos scheint, haben Menschen vor Ort die Krise als Herausforderung begriffen und neue Wege beschritten. In der internationalen Debatte werden sie »changemaker« genannt.
Im vorliegenden Buch werden 30 Projekte und Akteure aus den unterschiedlichsten Bereichen vorgestellt, die kreativ und unkonventionell Veränderungen in Gang setzen. Berichtet wird von neuen lokalen Energiekonzepten und ungewöhnlichen Nutzungsideen für leerstehende Häuser, von Modellversuchen mit Bürgerarbeit und Belegschaftsinitiativen zur Übernahme stillgelegter Betriebe, von Regionalwährungen und Medizinnetzwerken, von Kulturprojekten und umgewandelten Landschaften.
Die Politik täte gut daran - so das Resümee der Herausgeber - diese Initiativen zu fördern und bürokratische Hindernisse abzubauen.
Das neue Buch der Spiegel-Bestsellerautorin zeichnet ein Porträt Israels anhand einer weitverzweigten Familie. Sie begibt sich dabei in unterschiedliche gesellschaftliche Milieus und politische Lager. Unvoreingenommen, perspektivenreich, erzählerisch.
Seit dem 7. Oktober 2023 ist es schwieriger denn je, über Israel zu sprechen. Sabine Adler bereist das Land seit vielen Jahren und berichtete darüber in zahlreichen Reportagen. Als zuverlässige und versierte politische Beobachterin verliert sie in ihren Analysen nie das Menschliche, die Geschichten hinter den Konflikten, aus dem Blick. Für ihr neues Buch hat sie Mitglieder einer weitverzweigten, vier Generationen umspannenden Familie besucht, Menschen, die in den unterschiedlichsten Milieus und politischen Lagern zuhause sind, und ihnen ihre Fragen gestellt, stets auf der Suche nach der Antwort, wohin sich das Land entwickelt. Entstanden ist eine biografische Annährung an ein zerrissenes Land, mit der die Spiegel-Bestsellerautorin einen wichtigen Beitrag zur Nahost-Debatte leistet, jenseits verhärteter Fronten und vorgefertigter Meinungen.
Erscheint zum Jahrestag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023
Separatisten haben weltweit wachsenden Zulauf. Während viele etablierte Nationalstaaten Krieg, Terror und Vertreibung, aber auch wachsender Konzernmacht und sozialer Ungleichheit scheinbar machtlos gegenüberstehen, versprechen die Unabhängigkeitsbewegungen eine bessere, selbstbestimmte Zukunft. Ihre Visionen sind so unterschiedlich wie die Mittel, zu denen sie greifen: Die einen glauben an die Macht des Stimmzettels, andere kämpfen mit Waffengewalt für ihre Ziele. Gemeinsam sind sie dabei, die politische Weltkarte, wie wir sie kennen, zu verändern. Die Korrespondentinnen und Korrespondenten von weltreporter.net berichten in ihren spannenden Reportagen von Unabhängigkeitsbewegungen überall auf der Welt: in Katalonien, Schottland und dem Osten der Ukraine, im türkischen und im irakischen Teil Kurdistans, im Südsudan oder im kanadischen Québec. Sie beschreiben, wie der Befreiungskampf palästinensische Familien spaltet, wie die Samen im hohen Norden Norwegens ihre Autonomie vorbildlich gesichert haben und was passieren kann, wenn Privatpersonen ihren eigenen Staat ausrufen. Zusammengenommen ergibt sich das Bild einer neuen Weltunordnung.
Die große Stärke der Beiträge ist ihre Authentizität. Meinungsmacherinnen, Vertreter von Grassroot-Bewegungen und NormalbürgerInnen kommen zu Wort. Boris Bögli, Amnesty Insgesamt zeichnet sich der Sammelband durch einen journalistischen Stil aus, was zu einer sehr guten Lesbarkeit und Verständlichkeit beiträgt. Jessica Burmester, Portal für PolitikwissenschaftRobert Havemann und Rudolf Bahro waren die wohl bekanntesten oppositionellen Intellektuellen der DDR. Sie kritisierten den »real existierenden Sozialismus«, aber sie waren keine Gegner der sozialistischen Idee. Vielmehr plädierten sie für systemimmanente Veränderungen, mit dem Ziel der Verwirklichung einer freiheitlichen Gesellschaft.
Ines Weber analysiert die von Havemann und Bahro entwickelten Sozialismuskonzeptionen aus politiktheoretischer und ideenhistorischer Perspektive und diskutiert kritisch, inwiefern es den beiden Autoren gelungen ist, Freiheit und Sozialismus zu versöhnen. Sie gibt zugleich einen Überblick zur Biografie und zum Werk der beiden Theoretiker.
Die sieben Staaten der Landbrücke zwischen dem nordamerikanischen und dem südamerikanischen Kontinent ? Panama, Costa Rica, Nicaragua, Honduras, El Salvador, Guatemala und Belize ? eint einiges: eine spanisch geprägte, oft blutige Kolonialgeschichte, eine ungerechte Verteilung von Reichtum, faszinierende Naturlandschaften sowie ein großes kulturelles Erbe. Doch so einheitlich die Staaten aus der Ferne erscheinen, so groß sind die Unterschiede, wenn ein Kenner der Region genau hinschaut: Ralf Leonhard kann erklären, warum Costa Rica sich zum Musterland der Region und beliebten Ziel von Naturliebhabern mauserte oder wie sich das indigene Erbe in den verschiedenen Ländern darstellt. Auch den Geldwaschanlagen in Panama geht der ehemalige Korrespondent der taz nach.
Verwackelte, unscharfe Bilder zeigen das Putzen des Wartburgs, den Einzug in die Plattenbauwohnung oder die Jugendweihe. Auf Normal-8- und Super-8-Filmen aus den 1950er- bis 1980er-Jahren wurden der DDR-Alltag, Familienfeiern und Urlaube festgehalten. Welche Darstellungen von Familie wurden in der gefilmten Freizeit produziert? Wie prägen die Schmalfilme Erinnerungen an das (Alltags-)Leben in der DDR visuell mit?
Sebastian Thalheim hat 15 Schmalfilmbestände mit einem Umfang von mehr als 27 Filmstunden analysiert und die FilmerInnen interviewt. Er hat Werbeanzeigen, Prospekte für Schmalfilmapparaturen, Amateurfilmzeitschriften und Ratgeber gesichtet und die Familienfilme in technische, ökonomische und kulturelle Bedingungen und Diskurse eingebettet. Die Familienfilme werden im Kontext von staatssozialistischer Konsumindustrie und Familienpolitik als populäre Praxis dokumentiert und rekonstruiert.
Im März 1982 verabschiedete die Volkskammer der DDR ein Gesetz, das die Einbeziehung von Frauen in die allgemeine Wehrpflicht vorsah. Sieben Frauen - Bärbel Bohley, Irena Kukutz, Katja Havemann, Karin Teichert, Bettina Rathenow, Almut Ilsen und Ulrike Poppe - formulierten eine Eingabe und schickten diese, unterschrieben von ca. 130 weiteren Frauen aus Berlin und Halle (Saale), im Oktober 1982 an Partei- und Staatschef Erich Honecker. Die Aktion gilt als Gründungsakt der »Frauen für den Frieden«.
Nach mehr als 35 Jahren halten 18 ehemalige Mitglieder der Oppositionsgruppe eine lebendige Rückschau auf gemeinsame Aktivitäten und individuelle Schlüsselerlebnisse. Sie erzählen von Aktionen und Diskussionen, über grenzüberschreitende Kontakte und ihre Konflikte mit der Stasi. Und sie resümieren, wie sich die Zeit bis 1989 auf ihre Biografien auswirkte, als sie Dinge wagten und taten, die sie noch kurze Zeit zuvor für unmöglich gehalten hatten.
Das 41. Jahr ist zugleich das spannendste der gesamten DDR-Geschichte. Zwischen dem 7. Oktober 1989 und dem 3. Oktober 1990 überschlagen sich die Ereignisse: Das Volk stürzt die alte SED-Führung und erzwingt die Öffnung der Mauer, am Runden Tisch entsteht eine Parallelregierung, die demokratische Wahlen durchsetzt. Dabei siegt die konservative Parteienallianz mit ihrem Votum für eine schnelle deutsche Einheit, die unter wirtschaftlichen Zwängen in nur wenigen Monaten vollzogen wird - mit Unterstützung der früheren Siegermächte.
All diese Vorgänge schildern die Autoren in kompakter Form und geben dabei zugleich mit Dokumenten, Hintergrundmaterial, Zeitzeugenberichten und Porträts Einblicke in das langjährige Funktionieren des ostdeutschen Staates.
Wo eigentlich stand die Berliner Mauer? Warum wurde sie gebaut? Wie gelang es immer wieder, sie zu überwinden - und wie viele Menschen kamen dabei zu Tode? Warum ist sie schließlich gefallen? Was erinnert heute noch an das Symbol des Kalten Krieges? Im vorliegenden kompakten Gesamtüberblick wird der Auf- und Ausbau der Sperranlagen quer durch Berlin mit zahlreichen Fotos und Zeichnungen anschaulich dokumentiert. Spektakuläre Fluchtgeschichten und die Auswirkungen auf den Alltag in der Stadt werden ebenso dargestellt wie die dramatischen Ereignisse um den Fall der Mauer.
In Deutschland werden mehr als 12 000 Menschen zu den sogenannten Reichsbürgern gerechnet. Für sie ist die Bundesrepublik kein souveränes Staatsgebilde, sondern bestehen die Deutschen Reiche aus der Zeit vor 1945 fort. Gegenwärtig würden fremde Mächte im Hintergrund die Fäden ziehen. Manche von ihnen gründen auch eigene Reiche, wie etwa der "König von Deutschland" in Wittenberg, stellen eigene Pässe und Führerscheine aus. Viele erkennen die deutschen Behörden nicht an, verweigern Bußgeldzahlungen und Steuern. Lange Zeit hielt der deutsche Staat die Angehörigen dieser Szene für "Spinner" und tat sie als ungefährlich ab - bis im Oktober 2016 ein Polizist in Franken von einem Reichsbürger erschossen wurde.
Der ausgewiesene Rechtsextremismus-Experte Andreas Speit beleuchtet zusammen mit zehn Fachleuten die Ideologie und die Akteure der verschiedenen Reichsbürger-Gruppierungen. Sie analysieren deren Weltbild und beschreiben, wie ihnen angemessen begegnet werden kann.
Nichts, was Christoph Dieckmann schreibt, ist erfunden. Dieser unermüdliche Chronist der ZEIT erlebt sein »Abendland«. Ein Kind verschwindet, dann ein Staat. Die DDR-Nationalmannschaft ersteht neu, in Dresden demonstriert das Volk - wie 1989? Der greise Helmut Schmidt erklärt, er könne drei Jahrzehnte in die Zukunft blicken und ein Jahrtausend zurück. Auch Dieckmann erzählt Gegenwart als Herkunft aus Europas »Leitkulturen« Nationalismus und Krieg. Er führt nach Verdun, Exjugoslawien und an die Gräber der Roten Armee. Er folgt den Brüdern Grimm, Rosa Luxemburg und Willy Brandt. Er fährt mit der Eisenbahn ins »Morgenland«, von Istanbul bis Teheran. Und er predigt auf der Wartburg über das Fremde. »Mein Abendland« ist ein lebenspralles Buch über unsere Identitäten, deutschkundig und weltoffen.
Bei unserem ersten Messeauftritt in Frankfurt am Main 1990 wurden Wetten abgeschlossen, wie lange es dieser neue Verlag wohl machen würde. An ein Vierteljahrhundert hat damals niemand gedacht, vielleicht nicht einmal die Gründer selbst. Inzwischen sind mehr als 800 Bücher im Ch. Links Verlag erschienen, und jedes von ihnen hat seine eigene Geschichte. 25 davon werden in diesem Buch erzählt und mit kleinen Lesestücken präsentiert, quer durch die Jahre und die unterschiedlichen Reihen. Sie zeugen vom allmählichen Wachsen des Verlages, von programmatischen Entscheidungsprozessen, Rechtsstreitigkeiten, Flops und »Dauerbrennern« und der Freude, sich mit einem engagierten Programm in gesellschaftliche Debatten einzumischen und - im besten Fall - Dinge bewegen zu können. Eine Chronik, viele Fotos und eine Bibliographie runden dieses dritte Verlagsbuch ab.
Belgien ist seltsam. Was ist das für ein Land, in dem Fußballfans ihr Nationalteam nicht in einer der Landessprachen anfeuern, sondern auf Englisch - ein Land, das auf den ersten Blick keine eigene Identität besitzt: ein bisschen Frankreich (Wallonie), ein halbes Holland (Flandern) und dann noch ein deutschsprachiger Zipfel im Osten. Und doch kann es mit seinen unterschiedlichen Identitäten Vorbild für Europa sein.
Bernd Müllender lebt an der deutsch-belgischen Grenze, bewundert die Nachbarn für ihr Improvisationsgeschick, ihre Lebensart, ihr Bier und ihre Küche - Pommes frites inklusive. Er hat eine ironisch-staunende Liebeserklärung an ein oft verkanntes Land verfasst.
Was können Worte gegen Gewalt ausrichten? Haben sie überhaupt eine Chance? Frank Westerman rekonstruiert in seinem neuen Buch terroristisch motivierte Geiselnahmen - Anschläge der südmolukkischen Minderheit in den Niederlanden, direkt in seiner Nachbarschaft, die Entführung Hanns Martin Schleyers durch die RAF, die grausamen Geiselaktionen tschetschenischer Rebellen in Russland, die er als Korrespondent miterlebte, bis hin zum Charlie Hebdo-Attentat in Paris. Er beleuchtet sie aus der Perspektive von Tätern, Opfern und der Staatsmacht, der die schwierige Aufgabe zukommt, mit Terroristen zu verhandeln, um Menschenleben zu retten. Westerman rückt hautnah an das Geschehen und die Akteure heran, bringt viele eigene Erfahrungen und Beobachtungen ein, nimmt an Gewalt-Deeskalationstrainings für Spezialeinheiten teil, trifft Attentäter und international anerkannte Unterhändler und zeigt unterschiedliche Strategien im Umgang mit Gewalt auf. Eine packende Reportage über eines der drängendsten Probleme unserer Zeit.
Wie kaum jemand versteht sich der vielfach preisgekrönte »ZEIT«-Autor Christoph Dieckmann auf die Kunst der literarischen Reportage-Erzählung. Er nimmt den Leser mit auf eine lebenspralle »Deutschlandreise« durch Ost und West. Von Zittau bis Helgoland, von Wittenberg bis Bayreuth erzählt Dieckmann Gegenwart mit Vorgeschichte. Ob er sich an Marion Gräfin Dönhoff und Klaus Renft erinnert, Inge Viett und Jan Philipp Reemtsma begegnet, John Fogerty und Uwe Tellkamp trifft - er beherzigt die Mahnung der »Kindheitsmuster« von Christa Wolf: »Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen.« Dieses Buch ist ein Dokument der deutschen Einheit fernab aller Jubiläums-Prosa und Parolen.
In summer 1990, 118 artists from 21 countries designed the Berlin Wall in Berlin-Friedrichshain with their art. The open-air gallery has become world-famous as a symbol of the end of the Cold War and as a historical reminder of the inhumane border regime. The preservation of the monument was controversial for a long time: it was only in the 2000s that Berlin began to preserve the historical traces of the once divided city. By then, building permits had long since been granted for the Spree properties, while the artworks fell into disrepair. In five essays, the exhibition catalogue of the Berlin Wall Foundation describes the transformation of the monument and its surroundings and explaines the uses, appropriations and displacements.
Indonesien ist ein Land mit unzähligen Facetten, in dem sich rund 300 verschiedene Völker auf mehr als 17 500 Inseln verteilen. Die viertgrößte Bevölkerung der Welt ist zu knapp 90 Prozent muslimisch lebt aber in einer säkularen Demokratie. Zehn Luxuslimousinen in einem Vier-Personen-Haushalt sind genauso alltäglich wie eine zwölfköpfige Familie, die in einer kleinen Bambushütte wohnt. Mehr als 100 Prozent der Bevölkerung besitzen statistisch gesehen ein Handy, aber nicht einmal ein Viertel hat Zugang zum Internet. Christina Schott gibt einen spannenden Einblick in die Lebenswelten Indonesiens, die faszinierenden wie die besorgniserregenden. Neben den historischen und politischen Fakten macht sie vor allem die sozialen und kulturellen Befindlichkeiten verständlich, die im Alltag der Indonesier eine wichtige Rolle spielen.
Selten bietet eine Analyse so tiefen Einblick in das Innere Russlands wie die von Spiegel -Bestsellerautorin Sabine Adler.
Sie zeigt, wie die russische Gesellschaft zu dem wurde, was sie heute ist: eine ihrer Meinungsfreiheit beraubte Nation, über deren Wirtschaftskraft die Führungsclique nach Belieben verfügt. Diese hat ein System errichtet, in dem politische, militärische und wirtschaftliche Eliten untrennbar verzahnt sind und dadurch uneingeschränkte Macht auf das Leben der Menschen ausüben. Mit Putin an der Spitze, der bald länger herrscht als Stalin. Wohin führt Putins Kurs das Land - und uns? Nach ihrem Bestseller »Die Ukraine und wir« steht auch in diesem Buch der Osteuropa-Expertin des Deutschlandfunks eines im Zentrum: Aufklärung.
»Wer Putins Russland und seine Relevanz im globalpolitischen Kontext wirklich kennenlernen will, sollte Adlers Buch lesen.« Handelsblatt
»Ich empfehle dringend dieses Buch!« Jörg Thadeusz
»Auf Sabine Adlers politische Analysen kann man sich verlassen.« Claus Kleber, ZDF
»Kaum jemand erklärt uns die Vorgänge in Russland und der Ukraine so genau und so persönlich wie Sabine Adler.« Stephan Lamby, Laudatio zur Politikjournalistin des Jahres