Wer glaubt, die Großen hätten sich immer mit Großem verabschiedet, irrt. Gewiss gibt es dies, zum Beispiel beim Glückskind Goethe mit Dichtung und Wahrheit. Oft aber steht am Ende Bescheidenes: Haydn verweigerte ein weiteres Oratorium und arrangierte stattdessen zuletzt schottische Volkslieder. Michelangelo, sprichwörtlicher infinito, ließ eine Pietà als Torso liegen. Oft weiß man nicht genau, was das letzte Werk war, etwa bei van Gogh, der in seinen letzten 70 Tagen 80 Gemälde anfertigte. Und überhaupt: Sagen die letzten Werke etwas aus über ihre Erschaffer? Nicht wirklich, wird man bei so viel Zufall konstatieren. Nur wir Leser, Hörer, Seher begnügen uns nicht mit diesem Zufall, sondern beginnen zu deuten. Das Buch soll dabei helfen - und wenn es helles Lachen hervorriefe beim Entdecken von etwas, womit man nie gerechnet hätte.
Über den Autor Karl-Heinz Göttert
Karl-Heinz Göttert, geb. 1943 in Koblenz, promovierte und habilitierte sich an der Universität Köln. Er lehrte dort als Professor von 1990 bis 2009 Ältere deutsche Sprache und Literatur. Schwerpunkte seiner Forschung waren Kulturgeschichte und Rhetorik. Er hat zu dieser Thematik zahlreiche Bücher veröffentlicht.