1899 war Deutschland ein Kaiserreich. Die Industrieproduktionen erlebte in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts einen ungeheuren strukturellen Aufschwung, der nur von einigen kleineren Wirtschaftskrisen unterbrochen wurde. Der Anteil der ArbeiterInnen an der Bevölkerung wuchs ständig. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) war ihre Partei. Sie führte zusammen mit den Gewerkschaften die Klassenkämpfe der damaligen Zeit an. Es schien nur eine Frage der Zeit, wann die SPD die Arbeiterklasse an die Macht bringen und der Sozialismus aufgebaut würde. Doch innerhalb der SPD gab es unterschiedliche Meinungen, wie dieses Ziel zu erreichen sei. Eduard Bernstein veröffentliche 1897/1898 in der 'Neuen Zeit' die Aufsatzreihe 'Probleme des Sozialismus'. Darin stellte er die These auf, es sei möglich, den Lebensstandard der breiten Bevölkerung im Kapitalismus ständig zu verbessern. Rosa Luxemburg beweist in 'Sozialreform oder Revolution' hingegen, dass sich der Kapitalismus auf längere Sicht nicht 'zähmen' lässt und dass es innerhalb dieses System nicht möglich ist, auf Dauer ein sicheres und menschenwürdiges Leben für die Arbeiterklasse zu gewährleisten. Die Fragen, die in der Broschüre aufgeworfen werden, sind heute so aktuell wie damals.
Seit Generationen streiten sich Historiker*innen der Rechten, der Linken und der Mitte darüber, wie die Rolle W. I. Lenins beim Aufbau der bolschewistischen Partei in den Jahren vor der Russischen Revolution am besten zu verstehen ist. Im schlimmsten Fall verorten diese Untersuchungen seinen Einfluss in der Dominanz seiner Persönlichkeit. Im besten Fall zeigen sie, wie Lenin andere Bolschewiki durch geduldige Argumente und politische Debatten beeinflusste. Doch bemerkenswert wenige haben versucht zu dokumentieren, wie sich seine Ideen veränderten oder wie sie wiederum von der Partei geformt wurden, bei deren Aufbau er eine so zentrale Rolle spielte. In dieser gründlichen, prägnanten und leicht zugänglichen Einführung in Lenins Theorie und Praxis der revolutionären Politik vermittelt Paul Le Blanc einen lebendigen Eindruck vom historischen Kontext der sozialistischen Bewegung (in Russland und im Ausland), aus der Lenins Ideen zur revolutionären Organisation stammen. Aus Le Blancs parteiischer und doch zurückhaltender Darstellung ergibt sich das Bild eines kooperativen, stets anpassungsfähigen und dynamisch engagierten Netzwerks revolutionärer Aktivist*innen, die den Kern der bolschewistischen Partei bildeten.
Roman und Emmy Rosdolsky gehörten zu bedeutendsten Vertreter*innen des Marxismus außerhalb des Ostblocks, die in Opposition zu der dort herrschenden Bürokratie standen. Das historisch-kritische Buch zu der Entstehung von Marx' unvollendetem Hauptwerk ist selbst zu einem Klassiker geworden und stellt eine grundlegende Lektüre zu den Diskussionen und der Arbeit von Karl Marx dar.
Diese Ausgabe der Schriften Leo Trotzkis zur Russischen Revolution 1917 vereint erstmals eine Reihe von Texten in einem Buch. Sie beschäftigen sich mit der theoretischen Auseinandersetzung um die Revolution, ihre Durchführung und nicht zuletzt ihre Verteidigung - erst gegen die zaristische Konterrevolution, dann gegen die stalinistische Reaktion.
In diesem Band der Reihe marxistische schriften. sind folgende Texte enthalten: Von der Oktoberrevolution bis zum Brester Friedensvertrag (1918), Die Lehren des Oktobers (1924), Die Fälschung der Geschichte der Russischen Revolution (1927), Die Russische Revolution - Kopenhagener Rede (1932) und Drei Konzeptionen der Russischen Revolution (1939).
Zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution ist es nicht nur von historischem Interesse, sich mit den Erfahrungen ihrer erfolgreichen Durchführung und späteren Degeneration zu befassen. Für alle, die die Welt verändern wollen und sich gegen den Kapitalismus engagieren, bietet dieses Buch einen reichhaltigen Erfahrungsschatz für aktuelle und kommende Kämpfe.
Bereits 1901 begann Lenin mit der Arbeit an Artikeln, bei denen es um die Ausrichtung der (damals revolutionären) Sozialdemokratie ging. 1902 veröffentlichte er dann eine ausführliche Kritik verschiedener Strömungen der russischen sozialistischen Bewegung und legte gleichzeitig seine Auffassung einer revolutionären Partei dar. Dieses Werk gilt als theoretische Grundlage der Trennung der reformistischen Strömung der Menschewiki von der revolutionären Organisation der Bolschewiki. Lenin betrachtete es als Kampfschrift während der aktuellen Auseinandersetzung um die Zukunft der Partei. Später stellte er fest, dass es einiger Korrekturen, bzw. Kürzungen bedarf. Als historisch bedeutendes Dokument des revolutionären Sozialismus legen wir es dennoch vollständig wieder auf. Ein Vorwort Wolfram Kleins hilft den Leser*innen, die Entstehung und Wirkung von "Was tun?" einzuordnen und erläutert Lenins spätere Haltung zu dem Werk.
In letzter Konsequenz kann der Kapitalismus die Grundlage seiner eigenen Existenz, also die Erde, vernichten und damit den Rückfall in die Barbarei oder gar Untergang allen Lebens vorbereiten. Sowohl dem Wirken Marxens als auch Lenins lag die Erkenntnis zugrunde, dass es ein bewusstes Eingreifen des als Klasse
organisierten Proletariats bedarf, um eine neue Gesellschaft zu erlangen. Dies ist nur über den Sturz der Herrschaft der Kapitalistenklasse möglich. Da diese im Gegensatz zum Proletariat jedoch glänzend organisiert ist und über die bewaffneten Organe zur Verteidigung ihrer Herrschaft in Form des bürgerlichen Staates
verfügt, müssen sich auch die Unterdrückten organisieren, um dem ein Ende zu machen. Staat und Revolution setzt sich intensiv mit der Frage auseinander, wie die siegreiche Arbeiterklasse seine Herrschaft gegen die Ausbeuterklasse behaupten kann. Dabei widerlegt er auch heute noch oft vorgetragene Argumente gegen eine
marxistische Auffassung vom Staat.
Dem Buch ist eine Einleitung von Per-Åke Westerlund vorangestellt, die einen Einstieg in die Auseinandersetzung mit dem politischen Wirken Lenins gibt. Es enthält ebenfalls eine Sammlung
von Lenins letzten Briefen, mit denen er vor seinem Tod in den Kampf um grundlegende Fragen in der Partei eingreifen wollte.
Wie Europa Afrika unterentwickelte ist ein umfassendes Werk der politischen Ökonomie, das die Auswirkungen der Sklaverei und des Kolonialismus auf die Geschichte des internationalen Kapitalismus detailliert beschreibt. In diesem klassischen Buch legt Rodney entschlossen dar, dass die »Fehlentwicklung« Afrikas kein natürliches Merkmal der geografischen Lage ist, sondern ein direktes Produkt der imperialistischen Ausbeutung des Kontinents, eine Tatsache, die bis in die Gegenwart anhält. Das akribisch recherchierte Buch Wie Europa Afrika unterentwickelte ist nach wie vor eine wichtige Studie zum Verständnis der so genannten »großen Kluft« zwischen Afrika und Europa, ebenso wie es eine wichtige Quelle ist, um die zunehmende globale Ungleichheit heute zu verstehen. Gleichzeitig räumt Rodney mit dem weit verbreiteten Irrtum auf, dass die ökonomische Ausbeutung des afrikanischen Kontinents auf rassistischen Einstellungen von Herrscher*innen der entwickelten kapitalistischen Länder beruht. Viel mehr bringt er den Leser*innen die Methode nahe, Unterdrückung als etwas zu verstehen, das auf Ausbeutung beruht und nicht umgekehrt. Für das Verständnis von Rassismus heute und seine Funktion im Kapitalismus ist das eine grundlegende Voraussetzung. Das Buch wird unter einem neuen Titel und komplett neuer deutscher Übersetzung veröffentlicht. Zusätzlich zum Hauptwerk wurden zu dem Buch Texte von Bafta Sarbo zum Leben und politischen Wirken Rodneys, eine Analyse des Imperialismus und Widerstand dagegen in Afrika heute von Sozialisten aus Nigeria sowie ein Beitrag zu Rodney, der Permanenten Revolution und dem Kampf für Sozialismus von René Arnsburg beigesteuert.