Arthúr Björgvin Bollason erzählt die Saga von Egill (Egils saga)
Kristof Magnusson erzählt die Saga von Grettir (Grettis saga)
Heiko Uecker über die isländische Literatur im Mittelalter
Klaus von See über Skaldendichtung
Baldur Hafstad über die Sagazeit
Anmerkungen zur Grettis saga:
Jón Eiríksson über Drangey
Jón R. Hjálmarsson über übernatürliche Wesen in Island
Jón Hálfdanarson, Arinbjörn Jóhannsson und Helgi Björnsson über Arnarvatnsheidi und Islandpferde
Anmerkungen zur Egils saga:
Kjartan Ragnarsson über die Autorschaft der Egils saga
Baldur Hafstad über Snorri Sturluson
Arnulf Krause über Egill als Skalde und Magiker
Baldur Hafstad über Arinbjarnarkvida
Thor Vilhjálmsson liest Egill Skallagrímsson (Höfudlausn, Sonatorrek, Arinbjarnarkvida)
Der Chaosforscher Otto E. Rössler (geboren 1940), Professor für Theoretische Chemie und Spezialist für Nichtspezialisiertheit, ist ein hinreißender Erzähler, der seine Hörer mit Begeisterung anzustecken versteht. Der Entdecker des nach ihm benannten Rössler-Attraktors hält die Wissenschaft für eine wichtige Aufgabe und gleichzeitig für ein Spiel, er schätzt Gehirngleichungen und die Theorie der Menschenrechte. In eigens für diese Audio-Edition aufgenommenen improvisierten Kurzvorträgen berichtet er von der unendlichen Macht des Außenstehens, von Heraklit's Joystick und Descartes' Traum, spricht über Mikrorelativität, Bewußtsein, Quantenwelten und Chaos ohne Charakter, entwickelt eine kleine Theorie des Lächelns und entdeckt das Wunder des Jetzt...
"Zwei Münder vereinigen sich zu einer schönen Sangstimme. Weil sie alles wissen und weil sie alle Lust versprechen,die möglich ist, soll Odysseus das Schiff anlegen, an der Insel. Das sind die beiden Sirenen,die in der späteren ikonographischen Tradition auf den Vasen immer drei sind und immer schreckliche Mischwesen: oben Jungfrauen mit Busen, unten Krallen und Vögel - bei Homer sind es einfach zwei schöne Nymphen."
Friedrich Kittler betreibt experimentelle Philologie, bereist die Sireneninseln und verlebendigt so die Geschichte des Odysseus. Er erzählt von den honigsüß summenden Stimmen der Frauen, der Geburt der Musen, den Ausschweifungen Kirkes, läßt Göttinnen auftreten, Huren und Nymphen - über allem aber schwebt Musik und die Erotik der Mathematik... Es geht um Verzauberung und die Grausamkeit der Verführung, um das "Lächeln im unsterblichen Gesicht" (Sappho) und das Fortdauern des Namens durch die Zeiten, bis er heute seinen Eintrag im "Sprechbuch" findet. Kittler beschwört unser griechisches Erbe,den Ursprung aller Wissenschaften.
Wer spricht und in welchem Namen? - Am Anfang des Begriffs "Medium", als die Frage nach dem Medialen in der Geschichte laut wird, steht der Mensch. Das Medium ist der Mensch, der sowohl eigene wie auch fremde Stimmen durch sich manifestiert und zur Welt kommen lässt, ohne dabei das Eigene vom Fremden zu unterscheiden. Seit im Europa des 19. Jahrhunderts die Geister in den spiritistisch-theosophischen Gesellschaften redselig werden und zu sprechen beginnen, seit die klassische Avantgarde das Fremde zum Eigenen, die Botschaft des Mediums zur eigenen Botschaft macht, ist die Lage heute nicht anders: Wir leben inmitten einer medialen Welt, deren Zeichen und Mitteilungen in ihren Ursprüngen uns für immer verborgen sind - der Raum hinter den medialen Oberflächen bleibt dunkel...
Die Ununterscheidbarkeit von Medium als Medium und Medium als Autor, von bewusst und unbewusst, menschlich und unmenschlich - hier beginnt Groys "geistreicher" Kommentar zur medialen Lage der Gegenwart - wird zu einer Frage des Politischen, der, gleichwohl unbegründbaren Entscheidung sich zu bekennen: Und so bekennt sich Groys zur Idee des "Menschen als nur Medium eines anderen - eines anderen Geistes". Die Besessenheit durch das andere ist aber auch durch wissenschaftlichen Exorzismus (Freud) nicht auszutreiben, zu heilen! Wie der Terrorrist sich rückhaltlos medialisiert als Botschafter eines anderen Geistes, einer Obsession, einer Kraft, eines fremden Himmels, so etwa haben Malewitsch oder Kandinsky sich bekannt als Medien einer anderen Welt - der reinen Formen und Farben. Die Medialität des Menschen also ist Bekenntnis: Der Mensch bekennt sich - und sei es im Tod.
Wie fremd solches Denken heute erscheint, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass wir die Sprache verloren haben, in der es lebendig bleiben, zu uns sprechen kann.
Die Audioproduktion "1000 Fehler" basiert auf gesprochenen Text-Fragmenten der Agentur Bilwet aus Amsterdam und elektronischen Improvisationen von Brüsseler Platz 10a-Musik aus Köln. Brüsseler Platz 10a-Musik besteht aus Georg Odijk (a-Musik), Jan St. Werner (Mouse on Mars, Microstoria) und Marcus Schmickler (Pluramon, Wabi Sabi). In ihren Sessions und Live-Auftritten verwenden sie Generationen herkömmlicher analoger und digitaler Konsumenten-Elektronik: Plattenspieler, Tonbandgerät, CD-Player, Mini-Disc.
Vergleichbar mit ihrer improvisatorischen Vorgehensweise entstehen auch die Essays der Agentur Bilwet. Unter diesem Namen haben sich Geert Lovink, Arjen Mulder und Lex Wouterholt, gelangweilt vom akademischen Kulturpessimismus, die Förderung der illegalen Wissenschaft zum Ziel gesetzt. Ihre Texte schreiben sie in immer unterschiedlichen Autorenkonstellationen, nie aber allein, wodurch die für sie typischen, merkwürdig hybriden Mischformen entstehen.
"1000 Fehler" ist Ergebnis des Versuchs, zwei normalerweise parallel verlaufende Improvisationsmethoden aus den Bereichen Sprache und Musik miteinander kurzzuschließen. Dabei wurde das vielschichtige Material im Studio arrangiert und gemischt vom Kölner Experimentalmusiker Hajsch (Sonig, Quiet Artworks).