Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen Lebensgeschichten, Lebenswerken und der Entwicklung des systemischen Ansatzes? Dieser Band vereint spannende Gespräche mit führenden Wegbereiterinnen und Wegbereitern der systemischen Therapie und Beratung im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. In ihren Erzählungen wird die Entstehung, die rasante Verbreitung, aber auch die zunehmende Vielfalt im systemischen Feld auf lebendige Weise deutlich. Biografische Perspektiven verknüpfen sich mit Positionen und Konzepten bedeutender Persönlichkeiten des systemischen und familientherapeutischen Denkens und Handelns und stellen diese in einen zeit- und professionsgeschichtlichen Kontext.
Die Interviews wurden über einen Zeitraum von beinahe vierzig Jahren von den Herausgeber/-innen der Zeitschrift Kontext geführt und zuletzt unter der Rubrik »Im Gespräch« in größeren Abständen dort veröffentlicht. In diesem Buch werden die Gespräche nun zusammengestellt und mit einführenden Rahmentexten der Interviewer/-innen versehen. In einem einleitenden und einem bilanzierenden Beitrag wird die Relevanz des Blicks auf Lebensgeschichten und Lebenswerke reflektiert.
Für alle, die beraterisch und therapeutisch tätig sind, bietet der Band einen verständlichen Zugang zu den Wurzeln systemischer Theorie und Praxis und regt zum Nachdenken über das eigene professionelle Selbstverständnis an.
Obwohl wir schon seit längerem in einer Zeit und Gesellschaft leben, die in bestimmten Bereichen - wie etwa der Werbung - als stark 'sexualisiert' bezeichnet werden kann, spielte die wissenschaftlich-theologische Thematisierung von Sexualität als zentralem Aspekt des Menschseins lange Zeit eine eher marginale Rolle. Zumeist wurden und werden einzelne ethisch-moraltheologische Aspekte, wie Fragen der Reproduktionsmedizin, überkommene und neue Konzepte von Ehe und Partnerschaft oder das Zusammenleben in Familien diskutiert. In den letzten Jahren hat, aufgerüttelt durch immer zahlreichere an die Öffentlichkeit gelangende Missbrauchsfälle, eine verstärkte wissenschaftliche Aufarbeitung von sexuellem und geistlichem Missbrauch eingesetzt. Aber die Auseinandersetzung mit einer positiven theologischen Sichtweise von Sexualität wurde dadurch nicht gefördert. Das vorliegende Jahrbuch möchte einen umfangreichen, durch verschiedene theologische Fachrichtungen verlaufenden Beitrag zum Diskurs leisten. Beginnend mit exemplarischen Darstellungen zentraler biblischer Aspekte und Texte sowie der Rolle von Sexualität in ausgewählten Schriften des klassischen Judentums, greift der Band historische Weichenstellungen, wie etwa die Asketisierung des Klerus im 4. und 5. Jahrhundert, die Begründung des Pflichtzölibats oder die Rolle der Sexualität in und für die Ehe im späten Mittelalter und bei Martin Luther auf. Aktuelle Themenfelder aus dem Bereich der sexuellen Vielfalt, der Sexualisierung des Alltags in westlichen Kulturen im Spiegel der Medien und der hermeneutischen Frage nach Sexualität und Macht runden den Band ab.
Dr. theol. Uta Poplutz ist Professorin für Biblische Theologie mit dem Schwerpunkt Exegese und Theologie des Neuen Testaments.
Die zweite, gründlich überarbeitete Auflage von Niklas Holzbergs Analyse der dramatischen Technik Menanders geht aus von der alten Frage nach der Funktion der Akteinteilung bei der Darbietung der Komödien. Diese Gliederung lässt sich nicht in ein vorgegebenes Schema pressen. Die fünf Akte bilden vielmehr sorgfältig komponierte Geschehensabschnitte, die sich aus dem jeweiligen, stets neu konstruierten Plot ergeben und dem Zuschauer die Orientierung erleichtern. Exemplarisch untersucht der Autor die Exposition, die, nicht auf den ersten Akt beschränkt, sich bis in den zweiten Akt und darüber hinaus entfalten kann, sowie den fünften Akt, in dessen Handlung schon im 5. Jahrhundert v. Chr. verwendete Komödienmotive integriert sind. Die an "Dyskolos", "Aspis" und "Samia" gemachten Beobachtungen zu Exposition und Schlussakt liefern die Voraussetzung für analoge Überlegungen zu den fragmentarisch und in römischer Bearbeitung überlieferten Komödien. Dabei wird auf spekulatives Rekonstruieren verlorener bzw. adaptierter Geschehensabschnitte weitgehend verzichtet.
By following the development of the bestowment of aristocratic titles in Silesia and Bohemia the book reveals the efforts of Prussia and Habsburg Monarchy to reward and encourage certain types of behavior among their citizens on the one hand and suppress other types of behavior on the other. The study differentiates between both states and reveals how the rising national movements in Austria contributed to the progressive reformulation of the state's ideas about recruiting elites, while in Prussia the recruitment criteria for elites were continually tied to the conservative values of property and social standing.
Das Jahrbuch bietet 21 Aufsätze zum Thema "Die Bibel und die Mystik". Dabei besteht weder Einigkeit darüber, dass Mystik ein biblisches Thema ist, noch darüber, was Mystik denn überhaupt sei. Beide Fragen aber bedingen einander offenkundig. Daher arbeitet dieser Band nicht mit einer festen Definition von "Mystik". Allerdings werden - ausgehend von den Ansätzen eines Religionswissenschaftlers und eines Theologen - Gesichtspunkte entfaltet, die nicht als harte Kriterien Mystik definieren, wohl aber wichtige Aspekte benennen, die in mystischen Texten in unterschiedlichen Kombinationen begegnen. Die Beiträge sind ein Versuch, Pfade in unwegsamem und auch noch nicht reichlich begangenem Gelände zu finden. Deutlicher als in vielen anderen Bänden des Jahrbuchs schwingt hier das Pendel zwischen exegetischem Befund und innerbiblischer wie nachbiblischer Rezeptionsgeschichte. Dass von Mystik in der Bibel bevorzugt im Fragemodus gesprochen werden kann, wird immer wieder explizit gemacht. Gerade so wird deutlich, dass sich nicht nur wer diese Frage rasch bejaht, zu leichttut, sondern auch wer sie schlankweg verneint. Dieses Jahrbuch sucht nach mystischen Spuren in der Bibel und in ihrer Rezeption. Welches Potential hat die Mystik für eine heute verantwortete Biblische Theologie? Es ist damit selbst ein Teilstück eben jener Rezeptionsgeschichte, die in ihren Beiträgen behandelt wird.
Heilige Sprache? Ein umstrittener Topos. Was die moderne Linguistik als atavistischen Topos taxiert, begrüßt die Mythenforschung als ergiebiges Wissenschaftsfeld. Für die biblische Theologie rückt die Vorstellung namentlich dort in den Fokus, wo Heilige Schrift und Heilige Sprache ineinandergreifen. Doch auch im religiösen Kontext gehen die Meinungen weit auseinander: da etwa der rabbinische Midrasch vom hebräischen Alphabet als Schöpfungsinstrument, dort die christliche Position von Jesus als Fleisch gewordenem Logos. Aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet der vorliegende Band Sprache als Offenbarungswerkzeug und sensibilisiert für den Wortlaut in persönlichster Kommunikation.
Die Beiträge dieses italienischsprachigen Sammelbandes befassen sich mit der Verwendung und der Symbolik des Weins nicht nur in verschiedenen Epochen der antiken Literatur, sondern auch in der Bibel, die im Lichte sowohl der patristischen Exegese als auch rabbinischer Überlegungen einer neuen Interpretation unterzogen werden. Der Band setzt seinen Fokus auf die Diskussion von Primärliteratur. Bisher wurden in Veröffentlichungen über Wein und seine symbolischen Werte, die Primärquellen außer Acht gelassen und die Erkenntnisse basierten nur auf gefilterten, wiederholten und oft unbegründeten Nachrichten.
Geschlechtergeschichte zu schreiben erzwingt kritische Distanz zu vielen, lange Zeit als selbstverständlich hingenommenen historischen Erzählweisen, Konzepten, Begriffen und Theorien. Diese Anforderungen erfüllt Karin Hausen meisterhaft. Die in diesem Buch zusammengestellten Aufsätze verdeutlichen Programm und Methode der Geschlechtergeschichte und stellen neue Forschungsergebnisse vor. Sie klären u. a., wie und warum erwünschte Geschlechternormen als kulturelle Werte in Gesellschaften formuliert und verallgemeinert werden oder was mit der angeblich von Gott oder der Natur den Frauen zugedachten Hausarbeit geschieht, wenn sie in das von kapitalistischer Industrialisierung, Urbanisierung und wohlfahrtsstaatlicher Flankierung gestaltete Umfeld eingeordnet ist.
Die liberale Demokratie ist paradox konstruiert: Die Marktökonomie produziert unablässig soziale Ungleichheit, während die demokratische Ordnung auf der Idee der politischen Gleichheit beruht. Für das Ausbalancieren dieser strukturellen Spannung ist der Sozialstaat von fundamentaler Bedeutung. Hans Günter Hockerts analysiert die Wandlungen des deutschen Sozialstaats seit 1945: den Auf- und Ausbau in den Gründerjahren der Bundesrepublik, den Zenit der staatlichen Wohlfahrtsproduktion in der sozialliberalen Reformära und den Veränderungsdruck, unter dem er heute im Zeichen des sozialökonomischen, kulturellen und demographischen Wandels steht. Als zusammengebrochenen Versorgungsstaat und gescheiterte Alternative führt der Band die DDR vor Augen. Und er fragt: Wie geht es weiter mit dem Sozialstaat?
Latest research shows that contrary to assumptions the meaning of kinship that was believed to have declined since the middle ages and replaced by institutions is still of utmost importance: for social networks, in difficult and new situations, flow of material resources as well as for the achievement of social and political positions. Kinship also becomes increasingly important on the marriage market. This phenomena that became predominant in the late 18th century points towards a conceptual loss in meaning of kinship - in the sense of being freed of taboos - and an increase in meaning with regard to 'usage'. This could be of existential meaning but can also cause conflict, dependence and obligations.
Der Dreiklang von Geben, Annehmen und Erwidern durchzieht nicht nur die biblischen Texte, sondern auch die Theologie- und Kirchengeschichte: Gottes Gabe wird nicht nur gegeben, sondern zugleich vom Menschen angenommen und schließlich erwidert. JBTh 27 (1212) entfaltet diese Thematik ausführlich unter dem Titel »Theologie der Gabe«. Im Jahr 1925 erschien der bis heute einfl ussreiche Aufsatz »Die Gabe« von M. Mauss (1872-1950), dem Begründer der französischen Ethnologie. Mauss hatte darin nicht nur eine Sozialtheorie der Gabe, sondern auch eine Gabentheorie der Kultur entworfen: Indem, so der Tenor, eine Gabe nicht nur gegeben, sondern auch angenommen und erwidert wird, ist sie »ein fait social total, das alle und alles involviert« (I. Därmann, Theorien der Gabe, Hamburg 2010, 26). Bis hinein in die gegenwärtigen Debatten über die Prinzipien des Zusammenlebens bildet Mauss einen Dreh- und Angelpunkt. JBTh 27 (2012) greift diese Diskussion auf, weil nicht nur die biblischen Texte, sondern auch die Theologieund Kirchengeschichte vom Dreiklang Geben, Annehmen und Erwidern durchzogen sind. Um dabei den Anschluss an die kultur- und literaturwissenschaftliche Diskussion herzustellen, werden Beiträge von J. Anderegg und St. Moebius an den Anfang gestellt, die der Semantik und der Soziologie der Gabe gewidmet sind. Darauf folgen biblisch-theologische Beiträge von A. Grund, Chr. Eberhart, I. Fischer, M. Theobald, H. Löhr und K.-H. Ostmeyer zum Gabetheorem im Alten und Neuen Testament sowie kirchen- und theologiegeschichtliche Beiträge von V. Leppin, G. Schneider-Ludorff und B. Hamm zum Thema vom Spätmittelalter bis zum 17. Jahrhundert. Weitere Aspekte kommen in den systematisch-theologischen Beiträgen von M. Wendte, V. Hoffmann, O. Bayer und U. Link-Wieczorek hinzu. Den Schluss bilden die praktisch-theologischen Beiträge von N. Peter und A. Odenthal sowie der judaistische Beitrag von M. Morgenstern. Zielgruppe Studierende und Lehrende der Theologie und Religionspädagogik, an Biblischer Theologie Interessierte, PfarrerInnen, ReligionslehrerInnen, LehrerInnen.
Zu den wesentlichen Impulsen der Reformation gehörte auch der Streit um die Schrift. Das Jahrbuch für Biblische Theologie fragt aus den unterschiedlichen theologischen Disziplinen heraus neu nach den historischen Entwicklungen, den Hintergründen und der Aktualität der seinerzeitigen. Der Band versammelt aus der Exegese Beiträge zu hermeneutischen Grundlagenproblemen und zur Kanonisierung, aus der Judaistik Studien zum jüdischen Schriftverständnis, aus der Kirchen- und Theologiegeschichte Arbeiten zum Status der Schrift in unterschiedlichen Konstellationen, aus der systematischen Theologie Untersuchungen zur Kanonfrage im heutigen ökumenischen Horizont und schließlich praktisch-theologische und Ausblicke auf die Bedeutung der Schrift in verschiedenen Handlungsfeldern der Kirche. Er bietet damit einen gesamttheologischen Beitrag zum Reformationsgedenken 2017.
The current discussion on the rule of law, especially in the EU, seems to be developing because the terms that express the idea of the rule of law in different European languages do not convey the same content. The rule of law, der Rechtsstaat, l'état de droit, to name just three language versions, were coined in different historical contexts and within different traditions of political thought. The question then becomes, to what extent is diversity in the understanding of the rule of law still legitimate today? The answer is sought in the book we have edited, whose authors are academically recognized individuals representing these different traditions of legal and political thinking. The publication is divided into three parts. The first part explains the concept of the rule of law and outlines the development of the idea of the rule of law. The analyses presented also address the issue of legal positivism seen as a minimization of the idea of the rule of law. In addition, this part includes articles on the problem of the rule of law from the perspective of Catholic social thought, as well as a consideration of the transformation of the legal concept of the rule of law into a kind of political fetish. Part two is devoted to various European traditions of understanding the rule of law. In this part of the book, the reader will find articles on approaches to the issue of the rule of law from the Anglo-Saxon, French, German, and Polish perspectives. The third part of the book deals with the issue of the rule of law from the perspective of the European Union. It is about the mechanisms of control of the rule of law in the Member States and the possibility of applying this concept to the EU.
Critical spatial approaches - particularly those informed by the scholarship of Lefebvre, Foucault, and Soja - have significantly impacted biblical scholarship over the last twenty years. However, these spatial approaches have been limited due to the methodological challenges inherent in transposing the social-scientific approaches of the aforementioned scholars to the task of biblical interpretation. This volume adapts conceptual metaphor theory as a methodological bridge to address such constraints. The first half of the volume begins by surveying the field of critical spatiality in biblical studies, arguing for the need for fresh methodological development. Thereafter, the volume delineates a particular critical spatial approach, inspired by Lefebvre and Foucault, for which conceptual metaphor theory is proposed as a methodological bridge. The second half of the volume begins by proposing the Psalms of Ascents as a case study upon which the method could be applied. It is then argued that the proposed method - if efficacious - should provide insight on corpus' "Zion theology" and its so-called pilgrimage character. Using the proposed method in conjunction with conventional historical-grammatical tools of poetic analysis, each psalm is analysed with regard to its metaphor and spatiality. The volume concludes that the case study demonstrates the efficacy of the proposed methods by allowing a rich reading of each psalm, especially by explicating the spatial narratives and/or spatial metaphorical conceptualisations that underlie each text, and providing fresh insight on the collection as a whole. This volume has been awarded the 2024 Rev. Dr Lien-Hwa Chow Memorial Foundation's Outstanding Theological Research Book Award. This award is "to recognize and promote outstanding theological research and publications by Chinese scholars".
Karl Barth und Friedrich Schleiermacher zählen zu den wichtigsten evangelischen Theologen der Neuzeit. Beide entwickeln ihre Theologie mit einem besonderen Blick für kirchliche und gesellschaftliche Wirklichkeiten, beide rücken auf neue Weise die Christologie ins Zentrum. Doch ihr Verhältnis ist, trotz einiger Veröffentlichungen in den letzten zwei Dekaden, im deutschsprachigen Bereich immer noch ein relativ unerschlossener Forschungsbereich. Dazu hat nicht zuletzt Barths eigener Widerspruch gegen Schleiermacher beigetragen. Dabei wurde jedoch meistens übersehen, dass Barth ebenfalls immer wieder die bleibende Verbundenheit mit seinem "geliebten Antipoden" betont hat. Die Aufsätze des vorliegenden Bandes stammen aus der Feder international anerkannter Experten und unternehmen exemplarische Tiefenbohrungen im Feld klassisch-dogmatischer Themen. Sie beleuchten Barths und Schleiermachers theologisches Denken und entdecken viele überraschende Gemeinsamkeiten, die variiert und vertieft werden. Auf diese Weise entsteht ein lebendiger Dialog, der auch Raum lässt für kritische Rückfragen. Trotz bleibender Unterschiede ist es angemessen, die Ansätze Barths und Schleiermacher als komplementär zu verstehen. Die Neubestimmung ihres Verhältnisses unterstreicht zudem die Notwendigkeit, beide Denker als kritische Gesprächspartner in die oft konfessionell-selbstbezogenen Diskurse des deutschen Protestantismus im 21. Jahrhundert einzubeziehen.
Die Lektüre des Ersten Petrusbriefs gewinnt für christliche Gemeinden der Gegenwart wie auch für einzelne Christen schon allein dadurch besondere Relevanz, dass sie zunehmend diasporale Erfahrungen teilen. Bei einer solchen Einschätzung der Situation ist weniger ein konfessionell geprägter Diaspora-Begriff im Blick, sondern die Situierung der Glaubenden in der Welt. Daher können die Beobachtungen am Text des Ersten Petrusbriefes auch der Selbstvergewisserung und Identitätsstiftung gegenwärtiger Gemeinden dienlich sein. Mit seiner nüchternen Selbsteinschätzung der vorläufigen Befindlichkeit von Christusgläubigen des ausgehenden 1. Jh. und ihrer theologischen Deutung war das Schreiben immer wieder dienlich, die eigene - zuweilen in besonderer Weise herausfordernde - Situation anzunehmen und konstruktiv zu bewältigen. Das kann Auswertungsversuche für diasporale Gegebenheiten der Kirche unserer Tage - im Blick auf die einzelnen Christen wie auch auf Gemeinden (so klein sie auch sein mögen) - ermutigen und bestärken; vor allem auch dadurch, dass identitätsstiftende Angebote bereitgestellt werden. Christusgläubige stehen heute an vielen Orten vor der Aufgabe, Minderheiten-Situationen oder Fremdheitserfahrungen anzunehmen und gleichzeitig den jeweiligen Gesellschaften gegenüber, in denen sie sich vorfinden, aufgeschlossen zu begegnen, vor allem aber, gesprächsbereit zu bleiben - durchaus auch über die Inhalte ihres Glaubens und die daraus erwachsende Lebenspraxis. Der vorliegende Kommentar erscheint 43 Jahre nach dem von Norbert Brox vorgelegten EKK-Band (1979) und nimmt - im Anschluss an dieses bahnbrechende Werk - die internationale Forschung der vergangenen Jahrzehnte auf, wobei neben der philologischen Arbeit Perspektiven der Sozialgeschichte, der Metaphern-Forschung und der Wirkungsgeschichte besondere Aufmerksamkeit erfahren.
Christoph Gregor Müller ist Professor für Neutestamentliche Exegese, Neutestamentliche Einleitungswissenschaft und Bibelgriechisch an der Theologischen Fakultät Fulda (Fulda und Marburg).
Durch ein Übermaß von Außenreizen verlieren Kinder mehr und mehr den Kontakt zur eigenen Innenwelt und geraten außer Rand und Band. Gegen diese Tendenzen der Zerstreuung und Ent-persönlichung betont K.E.K.S den Weg nach innen. Denn nur vom Innersten her kann kraftvoll im Außen gehandelt werden. Das Konzept der "Körperorientierten Entspannungs- und Konzentrations- Schulung" (K.E.K.S) wird von der Basis eines personzentrierten Menschenbildes her erklärt und didaktisch/methodisch entfaltet. Die Unterstützung der Personwerdung steht im Fokus: Kinder wachsen zu starken Persönlichkeiten, wenn sie bei der heutigen Dominanz des Außen, dem Übermaß von Informationen, Reizen und Zerstreuungsmöglichkeiten, lernen, sich nicht aus ihrer seelischen Mitte heraus ziehen zu lassen, sondern in Kontakt zu kommen mit den eigenen inneren Kraftquellen. Dazu werden im ausführlichen Praxis-Kapitel viele Körper- und Atemübungen, Methoden der Entspannung, Selbstwahrnehmung und inneren Sammlung präzise beschrieben. Dass Konzentrationsfähigkeit auch extrovertiert und interaktiv in Spielen zur Kommunikation und Kooperation sowie in Übungen zum Selbstausdruck aufgebaut werden kann, wird anhand zahlreicher Beispiele veranschaulicht. Der Weg nach innen, der in K.E.K.S in besonderer Weise kultiviert wird, und der Weg nach außen fördern und ergänzen sich gegenseitig. Personale Identitätsfindung kann letztlich nur gelingen im Spannungsverhältnis von Selbstfindung und sozialer Verantwortung, die erst in der Selbstüberschreitung zu einer überindividuellen Sinndimension hin ihre eigentliche Kraft und Authentizität gewinnt. Die wirksamste Bewusstseins-Übung des K.E.K.S-Programms besteht darin, nichts zu tun, wachsam mit allen Sinnen da zu sein und für eine kurze Zeit Gedanken und Absichten aufzugeben, um gerade dadurch mehr und mehr geistesgegenwärtig zu werden.
Sven Oliver Müller has written a compact, fascinating and vivid account of all that is exciting and surprising in the history of musical culture. He tells the story of how social relations in the major metropolises of Berlin, London and Vienna were shaped, and in some cases created, by the musical events of the day. Operatic performances and concerts often assumed the form of "communication societies," and attending musical events provided important resources for managing or freshening up social, political and economic ties. This book represents a completely new look at the historical foundation of these events, bringing together the two subjects of history and music in a colorful and surprising work that will be of interest to readers from both disciplines.
Am Beispiel der Sowjetunion, Polens, der Tschechoslowakei, Ungarns, Rumäniens, Bulgariens, der DDR sowie der Sonderfälle Jugoslawien und Albanien analysieren die Autoren des Bandes drei Forschungsfelder, die für Bestand und Stabilität der staatssozialistischen Systeme von zentraler Bedeutung waren: die Staatsparteien als monopolistische Herrschaftsträger, die Sozialpolitik als wichtigstes Medium der Herrschaftslegitimation und die Rolle von Opposition und Widerstand infolge des Scheiterns autokratischer Regimelegitimierung.
Karl Barth und Friedrich Schleiermacher zählen zu den wichtigsten evangelischen Theologen der Neuzeit. Beide entwickeln ihre Theologie mit einem besonderen Blick für kirchliche und gesellschaftliche Wirklichkeiten, beide rücken auf neue Weise die Christologie ins Zentrum. Doch ihr Verhältnis ist, trotz einiger Veröffentlichungen in den letzten zwei Dekaden, im deutschsprachigen Bereich immer noch ein relativ unerschlossener Forschungsbereich. Dazu hat nicht zuletzt Barths eigener Widerspruch gegen Schleiermacher beigetragen. Dabei wurde jedoch meistens übersehen, dass Barth ebenfalls immer wieder die bleibende Verbundenheit mit seinem "geliebten Antipoden" betont hat. Die Aufsätze des vorliegenden Bandes stammen aus der Feder international anerkannter Experten und unternehmen exemplarische Tiefenbohrungen im Feld klassisch-dogmatischer Themen. Sie beleuchten Barths und Schleiermachers theologisches Denken und entdecken viele überraschende Gemeinsamkeiten, die variiert und vertieft werden. Auf diese Weise entsteht ein lebendiger Dialog, der auch Raum lässt für kritische Rückfragen. Trotz bleibender Unterschiede ist es angemessen, die Ansätze Barths und Schleiermacher als komplementär zu verstehen. Die Neubestimmung ihres Verhältnisses unterstreicht zudem die Notwendigkeit, beide Denker als kritische Gesprächspartner in die oft konfessionell-selbstbezogenen Diskurse des deutschen Protestantismus im 21. Jahrhundert einzubeziehen.
Thanks to the recent »return to religion«, the holy has become a relevant issue in public debate, as is suggested by concepts such as »re-sacralization« and »re-enchantment«. Holy war and religiously motivated terrorist attacks, the fascination in popular culture for subjects such as the Holy Grail (as in Dan Brown's Da Vinci Code), new spiritual longings both within and outside institutional religion - all testify to the new religious climate. This situation calls for a reassessment of both classical and new theories about the holy.Espen Dahl offers a theoretical account of the holy. Central to its approach is the idea that the holy cannot be reduced to one stable essence, but is fundamentally composite and takes place »in between«. This means that the typical modern dichotomies between the holy and the profane, the pure and the impure, the pious and the violent, cannot be drawn as sharply as scholars once did. Instead, the manifestation of the holy takes place in the interstice between those spheres. Such a position is not strong - it attests to the weakness of the holy. Through a critical dialogue with the most influential recent contributions, various theories and responses to them are presented on the basis of the book's overall perspective.Espen Dahl deals with various theoretical perspectives, corresponding to the numerous dimensions of the holy. Phenomenology plays the principal role, because it offers the best means to preserve the experiential dimensions which are essential to the holy. From this perspective, the book discusses theories from religious science, theology, philosophy, and psychology.
In Deutschland erleben im Laufe eines Jahres circa zwei Millionen Schüler, dass ihr Elternteil von einer psychischen Störung betroffen ist. In jeder zweiten Klasse befindet sich ein Kind, dessen Elternteil ambulant psychiatrisch behandelt wird, und in circa jeder dritten Klasse ist ein Schüler mit dem stationären psychiatrischen Aufenthalt seines Elternteils konfrontiert: ein Alltag, der für die Kinder mit der Tabuisierung der elterlichen Erkrankung, Parentifizierungsprozessen und einer Entnormalisierung des familiären Lebens verbunden ist. Hinzu kommen schulische Stressoren, die nur erschwert bewältigen werden können. Wie sollen Lehrer damit umgehen? Wie gelingt es ihnen, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Kindern herzustellen, sie und die erkrankten Eltern zu unterstützen? Wie können Lehrer zu Bezugspersonen werden, an die sich die Kinder bei Belastungen und Hilfebedarfen wenden?Eva Brockmann und Albert Lenz zeigen Auswirkungen und Unterstützungsmöglichkeiten im schulischen Kontext auf und geben wichtige Praxishinweise zur gelingenden Zusammenarbeit von Lehrern, Schülern und den psychisch erkrankten Eltern. Sie gehen den Fragen nach, wann und warum die erkrankten Eltern auf die Lehrer ihrer Kinder zuzugehen, welche Aspekte und welche Erwartungen damit verknüpft sind und was den Umgang miteinander fördern oder hindern kann. Die Folgen dieses offenen Umgangs auf die Beziehung zwischen Schülern, Eltern und Lehrern werden ebenso dargestellt wie die gedanklichen Beschäftigung der Kinder während des Unterrichts und die Einbindung weiterer Ansprechpartner.
Die Annäherung zwischen der pfingstlichen und der etablierten akademischen Theologie ist inzwischen in beide Richtungen zu beobachten: pfingstliche Ansätze werden in klassischen Debatten rezipiert und pfingstliche Theologen rezipieren den Theorie- und Methodenkanon der etablierten historisch-kritischen Theologie. In der deutschen Theologie hat eine fundierte Auseinandersetzung mit der weltweit äußerst einflussreichen Pfingstbewegung jedoch bislang kaum stattgefunden, nicht zuletzt, da die meist englischsprachigen Beiträge akademisch etablierter Pfingstler und Charismatiker hierzulande kaum wahrgenommen werden. Dieser Band bietet einen Überblick über pfingstliche Theologien anhand einer systematischen Einführung und der Übersetzung ausgewählter Beiträge zu zentralen theologischen Anliegen. Die so vermittelte Orientierung ermöglicht eine differenzierte Auseinandersetzung mit pfingstlicher und charismatischer Theologie.
"The Sickness unto Death", published in 1849, is a key-work for understanding Kierkegaard's philosophy and theology. Kierkegaard exposes the manifold types of despair and sin of the modern citizen. But the sophisticated systematic shape of "The sickness unto Death" faced the interpreter with enormous problems. This volume deals especially with the interpretations of Michael Theunissen and Joachim Ringleben and developed the inner logic of Kierkegaard's thought step by step in a new way. I give a fresh view of the famous sentences about men's selfhood at the beginning of "The sickness unto Death" and shows, how the first section of Kierkegaard's book, which deals with the phenomenon of despair, can related to its second section about sin.
Der Band bietet die Ergebnisse zweier internationaler Symposien, die das von der Union der Akademien geförderte Forschungsvorhaben "Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie" (KomFrag), das derzeit das Bild über die griechische Komödie verändert und erweitert, und die Plautus-Forschung zusammengeführt haben. Vorgelegt wird nicht ein weiteres Kompendium zu Plautus; im Mittelpunkt stehen vielmehr die Perspektiven künftiger Forschung: Wo liegen Ansätze, die Antworten auf ungelöste Fragen versprechen? Wo sind neue Fragestellungen und Herangehensweisen zu erkennen, die bislang vernachlässigte Horizonte eröffnen? Oder auch, wo sind Materialien neu erschlossen, die ein anderes Licht auf die plautinische Komödie werfen können? Am Ende eines jeden Beitrags werden Horizonte und Aufgaben der Forschung formuliert. Ziel des Bandes ist es, sowohl den Plautus-Studien wie dem wechselseitigen Austausch zwischen griechischer und römischer Komödienforschung neue Impulse zu geben.
Der »Umgang mit dem Fremden« spielt im gesellschaftlichen Kontext heute eine noch stärkere Rolle als bereits ohnehin schon in der Geschichte. Der globale Horizont unserer Alltagswahrnehmung stellt vor die Herausforderung, das Verhältnis von 'Ich, Du und Anderen' immer wieder neu zu überdenken. Im schulischen Unterricht bedeutet die Auseinandersetzung mit dem Fremden eine ganz persönliche Herausforderung, geht es doch im Jugendalter vor allem um die, über Lernprozesse vermittelte, Formierung eines sozialen Selbst. Die Bundesrepublik ist eine Migrations- beziehungsweise Postmigrationsgesellschaft. Schüler*innen erleben diese Tatsache in ihrem Alltag. Darüber hinaus durchbricht die Digitale Welt die vermeintlich sicheren Grenzen zwischen Nähe und Ferne, Hier und Dort, bekannt und fremd. Die Fähigkeit, sich selbst im »Umgang mit dem Fremden« zu üben, kann für ein respektvolles Miteinander in einer immer komplexer werdenden Welt ein wichtiger Baustein sein. Gegliedert ist das Heft in vier Themenkomplexe: - Biblische Bilder zum Umgang mit Fremden und Fremdheit - Soziale Theorien zum Umgang mit Fremden und Fremdheit - Die da - das nahe Fremde, die fremde Nähe - Wir - Konzeptionen der Begegnung Der Leitgedanke der vorliegenden Reihe besteht in der These, dass Jugendliche mit Religion und Ethik politisch denken lernen können. Somit ist der Einsatz der Materialien nicht auf den Religions-, Werte- oder Ethikunterrichts beschränkt; die Hefte der Reihe sind in Kontexten wie Sozialkunde, Geschichte oder Geografie ebenfalls denkbar und machen auch ein fächerübergreifendes Lernen gut möglich. Die Materialien des Kopiervorlagenheftes richten sich - je nach Zusammensetzung der Lerngruppe - an die Jahrgangsstufen 7-11, können aber auch darüber hinaus in der Oberstufe, der politischen Bildungsarbeit oder der Gemeindepädagogik eingesetzt werden. Das 'Mehr' im E-Book+ Die Zugangsdaten zum 'E-Book+' bieten Zugriff auf zwei Versionen der Arbeitsblätter: Jedes Material steht einmal mit und einmal ohne Aufgaben zur Verfügung. Sie entscheiden, ob Sie mit Ihren Schüler*innen an den Aufgabenvorschlägen arbeiten möchten oder ob Sie eigene Aufgaben zu den Materialien erstellen.
Prof. Dr. Dr. Ralf Koerrenz lehrt und forscht am Institut für Bildung und Kultur der Friedrich-Schiller-Universität Jena und ist dort Sprecher des Kollegs »Globale Bildung«. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Ökumenisches Lernen, Reformpädagogik und Systemische Religionspädagogik.
In Deutschland erleben im Laufe eines Jahres circa zwei Millionen Schüler, dass ihr Elternteil von einer psychischen Störung betroffen ist. In jeder zweiten Klasse befindet sich ein Kind, dessen Elternteil ambulant psychiatrisch behandelt wird, und in circa jeder dritten Klasse ist ein Schüler mit dem stationären psychiatrischen Aufenthalt seines Elternteils konfrontiert: ein Alltag, der für die Kinder mit der Tabuisierung der elterlichen Erkrankung, Parentifizierungsprozessen und einer Entnormalisierung des familiären Lebens verbunden ist. Hinzu kommen schulische Stressoren, die nur erschwert bewältigen werden können. Wie sollen Lehrer damit umgehen? Wie gelingt es ihnen, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Kindern herzustellen, sie und die erkrankten Eltern zu unterstützen? Wie können Lehrer zu Bezugspersonen werden, an die sich die Kinder bei Belastungen und Hilfebedarfen wenden?Eva Brockmann und Albert Lenz zeigen Auswirkungen und Unterstützungsmöglichkeiten im schulischen Kontext auf und geben wichtige Praxishinweise zur gelingenden Zusammenarbeit von Lehrern, Schülern und den psychisch erkrankten Eltern. Sie gehen den Fragen nach, wann und warum die erkrankten Eltern auf die Lehrer ihrer Kinder zuzugehen, welche Aspekte und welche Erwartungen damit verknüpft sind und was den Umgang miteinander fördern oder hindern kann. Die Folgen dieses offenen Umgangs auf die Beziehung zwischen Schülern, Eltern und Lehrern werden ebenso dargestellt wie die gedanklichen Beschäftigung der Kinder während des Unterrichts und die Einbindung weiterer Ansprechpartner.
Kinder, die ein traumatisches Erlebnis hatten, sind in ihrem Grundvertrauen in sich und in die Welt erschüttert. Ob Kinder einen Unfall erlebt oder einen Elternteil verloren haben, ob sie sexuell missbraucht oder in der Schule gemobbt werden, ob sie mit Gewalt oder einer Naturkatastrophe konfrontiert wurden - sie werden dieses Erlebnis nicht so einfach wegstecken können. Doch Eltern sind oft ratlos, wie sie ihren Kindern helfen können. Dieses Buch klärt Eltern darüber auf, was Trauma bedeutet, mit welchen Symptomen zu rechnen ist und wie man traumatisierte Kinder bei der Heilung unterstützen kann. Nicht jedes Kind reagiert gleich. Manche Kinder entwickeln Ängste, andere reagieren mit Rückzug und Verleugnung, wieder andere werden aggressiv oder verletzen sich selbst. Eltern und Erzieher müssen lernen, die Bedürfnisse der Kinder zu erkennen und auf sie einzugehen. Viele praktische Tipps zeigen, wie eine individuell abgestimmte Begleitung des traumatisierten Kindes aussehen und wie das Selbstvertrauen der Kinder gestärkt werden kann. Einige spezielle Situationen wie Verlust, sexuelle Gewalt, Mobbing, Trennung und Umzug werden gesondert behandelt.
Die Erschütterung der erzieherischen Autorität gilt als eine der entscheidenden Ursachen für den dramatischen Anstieg von Gewalt und Kriminalität unter Kindern und Jugendlichen. Doch kann elterliche und pädagogische Autorität heutzutage nicht mehr auf Furcht, blinden Gehorsam und Machtausübung gründen. Es müssen die in unserer Gesellschaft vorherrschende Werte von freiem Willen, Individualität und kulturellem Pluralismus berücksichtigt werden. Die Psychologen Haim Omer und Arist von Schlippe führen den Begriff der »neuen Autorität« ein, der das Ergebnis eines langjährigen Denk- und Erfahrungsprozesses darstellt. Zu den zentralen Konzepten dieser neuen Autorität gehören Präsenz und gewaltloser Widerstand. Die Anwendung hat sich auch im Schulbereich bewährt, wo Eltern und Lehrer ein Bündnis gegenseitiger Hilfe und Unterstützung bilden, und bindet im darüber hinaus auch Gemeindemitglieder erfolgreich ein.
Nur allzu oft treffen Trauer und Trauma zusammen, so zum Beispiel nach Unfällen oder Katastrophen mit Todesfolge. Viele Menschen merken erst in der Trauerphase, dass frühere, unverarbeitete Traumata oder Trauerfälle ihre Fähigkeit, mit Schicksalsschlägen umzugehen, eingeschränkt haben. Dieses Buch hilft Trauerbegleitern und Psychotherapeuten, Anzeichen von Traumatisierungen zu erkennen und die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen. Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Trauer und Trauma werden herausgearbeitet, immer mit dem Blick darauf, was dies für die praktische Arbeit mit Trauernden bedeutet. Während im ersten Teil des Buches Erscheinungsformen von Trauer und Trauma beschrieben werden und sich die Frage stellt, was genau im Gehirn und Körper von Traumaopfern geschieht, widmet sich der zweite Teil des Buches der praktischen Arbeit mit Betroffenen. Einzelne Techniken werden vorstellt, die bei der Bearbeitung von Traumasymptomen helfen können, und Fragen, die im Lauf der Trauer- und Traumaarbeit auftauchen, werden beleuchtet. Im abschließenden dritten Teil werden konkrete Anregungen für die Arbeit mit Menschen gegeben, die mit Trauer und Trauma zu tun haben.Das Ziel ist es in jedem Fall, Menschen zu helfen, Traumata und Trauer so zu verarbeiten, dass das eigene Leben mit allen Höhen und Schicksalsschlägen integriert und angenommen werden kann, so dass Freude und Unbeschwertheit wieder möglich sind.
Maciej Ptaszynski befasst sich mit der zweiten Generation lutherischer Pfarrer im Herzogtum Pommern des 16. Jahrhunderts. Dieser Zeitraum ist in der Kirchengeschichte Pommerns als "Konsolidierungsphase" zu bezeichnen: In der pommerschen Kirche, die sich bereits 1534 für die Reformation ausgesprochen hatte, beschleunigten sich die Prozesse der Konfessionsbildung während dieser Zeit. In den fünfziger und sechziger Jahren des 16. Jahrhunderts wurden ein Corpus Doctrinae (1565) gedruckt, eine neue Kirchenordnung und kirchliche Agende verabschiedet (1563/1569), das Synodalsystem geschaffen und Konsistorien in Greifswald und Stettin gegründet.Er beschäftigt sich mit den pommerschen Pastoren, einer Gruppe von über 2000 Männer, die seit den 1550ern Jahren ihre Posten übernahmen und bis zum Dreißigjährigen Krieg innehatten. In der Darstellung verfolgt er zwei Ziele: Zum einen erfasst er diese Gruppe deskriptiv, zum anderen geht er dem Zusammenhang der Paradigmen der Konfessionalisierung und Professionalisierung analytisch nach. Die Generations- und Lebenszyklenanalyse erweiterte dabei die bisherigen Forschungen zur evangelischen Geistlichkeit im 16. Jahrhundert.Seine Studie ist als prosopographische Untersuchung ("Kollektivbiographie") konzipiert. Neben der sozialgeschichtlichen Herangehensweise spielen alltagsgeschichtliche und anthropologische Ansätze eine wichtige Rolle. Als Quellen für seine Arbeit dienten neben gedruckten Materialien zur pommerschen Geschichte vor allem Archivbestände in Greifswald (Landes-, Stadt- und Universitätsarchiv), Stralsund (Stadtarchiv) und Stettin (Archiwum Panstwowe).
Das Jahrbuch für Biblische Theologie bietet Beiträge zu einem kohärenten Thema aus allen theologischen Disziplinen sowie der Judaistik, der Literatur und der Kultur. Der vorliegende Band beschreibt Erfahrungen und Wahrnehmungen des Schreckens oder auch der Faszination des Bösen. Er refl ektiert die Ambivalenzen des menschlichen Lebens und der menschlichen Lebensführung und bringt Ansätze zur Bewältigung dieser Erfahrungen aus der biblischen Tradition zur Geltung. Die alttestamentlichen Beiträge zu Themen der Urgeschichte, der Prophetie, der Psalmen und der Apokalyptik sind von Andreas Schüle, Alexandra Grund, Andreas Wagner und Veronika Bachmann verfasst. Die neutestamentlichen Beiträge zu Lucifer, zur Judasgestalt, zu den Exorzismen Jesu und zur Frage nach der Funktion von Bildern des Bösen stammen von Samuel Vollenweider, Christfried Böttrich, Christian Strecker und Jutta Leonhardt-Balzer. Volker Leppin refl ektiert das Thema »Luther und der Teufel«, Helmut Hoping das Problem der Erbsünde und Dorothea Sattler die Praxis von Exorzismen in der Kirche. Friedrich Schweitzer fragt religionspädagogisch, ob Kinder auch einen »bösen Gott« brauchen. Gabrielle Oberänsli-Widmer beschreibt Leviathan und Behemot als Sinnbilder des Bösen im Judentum, der Schriftsteller Johannes Aderegg refl ektiert über das Hiob-Problem in Theologie und Literatur, Michael Leicht thematisiert das Gesicht des Bösen in der politischen Propaganda. Der Band bietet so einen vielfältigen und fundierten Beitrag zur Refl exion über die Wirklichkeit des Bösen in der Welt im Licht der biblischen Botschaft.
Das Jahrbuch 2016 des Simon-Dubnow-Instituts widmet sich in zwei Schwerpunkten aus unterschiedlichen Blickwinkeln Stationen jüdischer beziehungsweise israelischer Diplomatiegeschichte. Der erste Schwerpunkt befasst sich mit Problemfeldern bei der Ausgestaltung des modernen Staatensystems seit dem 19. Jahrhundert, die für die europäischen Judenheiten von zentraler Bedeutung waren. Gezeigt wird, wie und in welcher Form Fragen von Staatsbürgerschaft, Emanzipation, Minderheitenschutz und humanitärer Intervention in den modernen Debatten zur internationalen Politik hervortraten und welche Lösungsansätze jüdische Protagonisten entwickelten. Der zweite Schwerpunkt untersucht mit dem deutsch-israelischen Wissenschaftsaustausch seit 1959 einen besonders belasteten Fall internationaler Beziehungen. Anlässlich des fünfzigsten Jahrestages der diplomatischen Kontaktaufnahme zwischen beiden Ländern werden vor allem die Widersprüche und Ungleichzeitigkeiten der wissenschaftlichen Zusammenarbeit in den Blick genommen. Inwiefern wurde an Traditionen deutsch-jüdischen Geisteslebens angeknüpft und wie bildete sich der Zivilisationsbruch des Holocaust in ihnen nach. Im Allgemeinen Teil und in den Rubriken des Jahrbuchs finden sich Beiträge zur politischen Ideengeschichte, zur Nationalismusforschung, Staatsbildung und Minderheitenfrage, zur Buber-Scholem-Kontroverse und zur deutsch-jüdischen Nachkriegsgeschichte.
Seit 30 Jahren wendet sich JBTh mit jeweils hoch interessanten Themen an die akademische Theologie, aber zugleich an TheologInnen in Pfarramt und Schule, ihnen die Teilnahme am Forschungsprozess "Biblische Theologie" zu ermöglichen. In der gegenwärtigen, von Kontroversen gekennzeichneten Situation, versucht es, zum Dialog und zur Orientierung beizutragen - dies alles im ökumenischen Dialog.
Der Band 30 behandelt das Thema "Mitleid und Mitleiden". Denn Mitleid scheint eine christliche Grundtugend zu sein. Aber sie steht unter Verdacht: Ist Mitleid wirklich das, was der oder die Leidende braucht? Ist nicht vielmehr Achtung das Angemessene? Und wenn man auf die christliche Begründung schaut: Ist das angemessene Verhältnis zum leidenden Christus wirklich das Mit-Leiden - und nicht eine aktive Nachfolge? Der Sammelband zeichnet, der Konzeption des Jahrbuchs entsprechend, zunächst die biblischen Grundlagen nach. Zentrale Texte, die behandelt werden, sind Gen 6,7, Ex 34,6, das Jonabuch, die synoptische Überlieferung sowie Röm 9-11. Anhand rabbinischer Diskussionen und der Frage des Almosengebens im Islam werden aber auch die anderen monotheistischen Religionen mit einbezogen. Kirchenhistorische Beiträge aus den Bereichen Patristik und der compassio-Vorstellung sind ebenso vertreten wie aktuelle Problemkreise in dogmatischen, ethischen und praktisch-theologischen Fragestellungen. Mit Beiträgen von Ulrike Bechmann, Margit Eckholt, Reinhard Feldmeier, Irmtraud Fischer, Matthias Franz, Ottmar Fuchs, Hermann-Josef Große Kracht, Christoph Horn, Bernd Janowski, Rebekka A. Klein, Ulrich Köpf, Matthias Konradt, Hermannn Spieckermann, Günter Stemberger, Michael Theobald, Jan-Heiner Tück und Ulrich Volp.
Wissenschaftliche Untersuchungen zum Nationalsozialismus konzentrieren sich zum großen Teil auf das nationalsozialistische Herrschaftssystem und die Herrschaftspraxis. Die Analysen zur »nationalsozialistischen Moral« stehen dagegen erst am Anfang. Doch kann man überhaupt von einer »nationalsozialistischen Moral« sprechen und den Tätern eine »Moral« zubilligen? In den nationalsozialistischen Texten wurde durchaus mit moralischen Kategorien, wie Anstand, Würde, Ehre und Pflicht operiert. Die Beiträge des Bandes zeigen u.a., wie diese klassischen moralischen Denkfiguren ideologisch umfunktioniert wurden. Sie analysieren die Begründung einer rassenethischen Moral durch die nationalsozialistische Ideologie, Philosophie und Medizinethik und untersuchen die ethischen Standards der deutschen Ärzte zwischen 1933 und 1945.
Der Band versammelt die Aufsätze Peter Funkes zur Geschichte, Landeskunde und Epigraphik des antiken Nordwestgriechenland, der Heimat des Acheloos. Seit jeher hat dieser Fluss die Landschaften Epirus, Akarnanien und Aitolien maßgeblich geprägt, die lange Zeit eine eher marginale Rolle in den modernen Altertumswissenschaften gespielt haben. Zur Entdeckung dieses Teils des >dritten Griechenland< hat Funke durch seine in diesem Band vorgelegten ausgewählten Schriften aus drei Jahrzehnten einen markanten Beitrag geleistet. Befasst hat sich Funke in seinen Forschungen sowohl mit den politischen Organisationsformen dieser in der Antike zunächst von Stämmen und dann von Bundesstaaten geprägten Region als auch mit den dort anzutreffenden Siedlungsstrukturen. Gekennzeichnet sind seine Studien nicht allein durch die profunde Kenntnis der literarischen, epigraphischen und numismatischen Zeugnisse sowie der archäologischen Hinterlassenschaften, sondern auch durch seine große Vertrautheit mit der Landeskunde Nordwestgriechenlands. Dr. Peter Funke ist Seniorprofessor für Alte Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
This volume is a festschrift in honor of Steven Fraade, the Mark Taper Professor of the History of Judaism at Yale University. The contributions to the volume, written by colleagues and former students of Professor Fraade, reflect many of his scholarly interests. The scholarly credentials of the contributors are exceedingly high. The volume is divided into three sections, one on Second Temple literature and its afterlife, a second on rabbinic literature and rabbinic history, and a third on prayer and the ancient synagogue.Contributors are Alan Applebaum, Joshua Burns , Elizabeth Shanks Alexander , Chaya Halberstam , John J. Collins, Marc Bregman, Aharon Shemesh, Ishay Rosen-Zvi, Vered Noam, Robert Brody, Albert Baumgarten, Marc Hirshman, Moshe Bar-Asher, Aaron Amit, Yose Yahalom, Lee Levine, Jan Joosten, Daniel Boyarin, Charlotte Hempel, David Stern, Beth Berkowitz, Azzan Yadin, Joshua Levinson, Elitzur Bar-Asher Siegal, Michal Bar-Asher Siegal, Tzvi Novick, Devora Diamant, Richard Kalmin, Carol Bakhos, Judith Hauptman, Jeff Rubenstein, Martha Himmelfarb, Stuart Miller, Esther Chazon, James Kugel, Chaim Milikowsky, Maren Niehoff, Peter Schaefer, and Adiel Schremer.
»Der Sinn des Lebens« stellt das herausragende Werk Adlers in seiner letzten Schaffensperiode dar. Er trägt hier in einem von großer Erfahrung und Weitsicht geprägten Stil seine Auffassungen und Ergebnisse zu zentralen Themen der Individualpsychologie wie dem Lebensstil, den Aufgaben des Lebens, dem Minderwertigkeits- und dem Überlegenheitskomplex, der Neurose, den Kindheitserinnerungen, dem Gemeinschaftsgefühl und dem Sinn des Lebens zusammen. Zugleich legt er seine diagnostischen und erkenntnistheoretischen Positionen dar. Vor allem aber weist uns Adler auf die große Bedeutung hin, die er dem Gemeinschaftsgefühl für ein erfülltes und verantwortungsvolles Leben und für die Weiterentwicklung und das Fortbestehen der Menschheit beimisst. Seine Antworten auf die Fragen menschlichen Zusammenlebens, die sowohl ökologische als auch Aspekte der Transzendenz berücksichtigen, sind für uns heute bedeutsamer denn je.In dem Werk »Religion und Individualpsychologie« führt Alfred Adler ein Streitgespräch mit dem evangelischen Theologen Ernst Jahn zur Frage ethischer Werte. Jahn erhebt hierzu einen Alleinvertretungsanspruch der Theologie und will deshalb die Psychotherapien als bloß methodisches Hilfsmittel sehen. Adler verweist auf den schwindenden Einfluss der Kirchen und leitet aus dem wissenschaftlichen Geltungsanspruch der Individualpsychologie ihre Eignung ab, die Werte der Allmenschlichkeit kompensatorisch zu begründen und zu vertreten. Die Kontroverse ist bis heute von großer Aktualität.
1037337Vergleichende Fragestellungen nehmen in der Geschichtswissenschaft einen breiten Raum ein. Die komparative Methode bietet nicht nur neue Erkenntnismöglichkeiten, die weit über eine »klassische« Nationalstaatsgeschichte hinausreichen. Sie öffnet auch den Blick dafür, dass historische Entwicklungen immer auch als Beziehungs- und Verflechtungsgeschichte gedacht werden können. Politische und gesellschaftliche Strukturen stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie handelnde Akteure und kulturelle Prägungen. Gerade für das »globalisierte« 20. Jahrhundert gilt, dass sich die Ursachen historischer Ereignisse wie die Zerstörung Europas durch zwei Weltkriege, die Zeit des Kalten Krieges und die Epochenwende von 1989/90 durch vergleichende Forschungsansätze besser ergründen lassen. Die Suche nach sinnvollen Vergleichsfeldern und systematisierenden Kriterien bleibt eine anspruchsvolle Herausforderung für die moderne Zeitgeschichtsforschung.
There has been much academic debate over recent years on Europe defining itself over against the »Other.« This volume asks from the opposite perspective: What views did non-Europeans hold of »European Christianity«? In this way, the volume turns the agency of definition over to non-Europeans. Over the last centuries, the contacts between Europeans and non-Europeans have been diverse and complex. Non-Europeans encountered Europeans as colonialists, traders, missionaries and travellers. Most of those Europeans were Christians or were perceived as Christians. Therefore, in terms of religion Europe was often identified with Christianity. Europeans thus also conveyed a certain image of Christianity to non-European countries. At the same time, non-Europeans increasingly travelled to Europe and experienced a kind of Christianity that often did not conform to the picture they had formed earlier. Their descriptions of European Christianity ranged from sympathetic acceptance to harsh criticism. The contributions in this volume reveal the breadth of these opinions. They also show that there is no clear line of division between »insiders« and »outsiders«, but that Europeans could sometimes perceive themselves as being »outsiders« in their own culture while non-Europeans could adopt »insider« perspectives. Furthermore, from these encounters new religious and cultural expressions could emerge.
Als eine Theorie und Praxis der Verständigung kann die Themenzentrierte Interaktion (TZI) zu einer solidarischen und menschenwürdigen Gestaltung unseres zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen und globalen Zusammenlebens beitragen. Der vorliegende Band greift das kritische Potenzial der Themenzentrierten Interaktion auf und bringt sie ins Gespräch - sowohl in gesellschaftliche als auch in wissenschaftliche Diskurse. Acht Autor:innen beleuchten pädagogische, soziologische, philosophische, ethische, politik- und sprachwissenschaftliche Perspektiven auf verschiedenste Themen wie antidiskriminierender Sprachgebrauch, Nachhaltigkeit und kritischer Konsum.
Margit Ostertag, Professorin für Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule Nürnberg leitet den Masterstudiengang Angewandte Bildungswissenschaften. Als freiberufliche Supervisorin und Coach (DGSv) leitet sie Weiterbildungen, u. a. als TZI-Lehrbeauftrage (RCI-International).
Was sind kreative Medien? Wie können erlebnisorientierte Angebote in der integrativen therapeutischen Praxis eingesetzt werden? Wie kann schöpferisches Tun die Arbeit mit Patient:innen fördern und den Prozess der Heilung unterstützen? In diesem schulenübergreifenden Grundlagenwerk beschreiben erfahrene Praktiker:innen, wie Musik, Kunst und Tanz, Gestaltung und Bewegung auf der Grundlage einer therapeutisch tragfähigen Beziehung zum Einsatz kommen können. Sie geben anhand zahlreicher Fallbeispiele und methodischer Impulse Anregungen für die störungsspezifische Anwendung in unterschiedlichen Settings wie Einzel-, Paar-, Gruppen- und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Ein Glossar rundet das Werk ab. Mit Beiträgen von Markus Böckle, Franz Brunner, Peter Cubasch, Cornelia Cubasch-König, Rita DeDominicis, Konstanze Karoline Eppensteiner, Renate Frühmann, Silke Birgitta Gahleitner, Gerhard Hintenberger, Angelika Jobst, Martin Lugsch, Barbara Pammer, Sonja Pasch, Astrid Polz-Watzenig, Alli Schumacher-Möth, Melitta Schwarzmann, Christian Wiesner, Barbara Winzely
Cornelia Cubasch-König, MSc, ist Psychotherapeutin, Paartherapeutin und Supervisorin in eigener Praxis (Integrative Therapie); Lehrtherapeutin an der Donau-Universität Krems (DUK), Lehrbeauftragte an der Alice Salomon Hochschule, Berlin; Lehrende im Propädeutikum in Österreich, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Integrative Psychotherapie (ÖGIT).
Der Band untersucht erstmals in vergleichender Perspektive den politischen und gesellschaftlichen Umgang mit den Opfern nach dem Fall der Diktaturen. Welche Entschädigungsleistungen erhielten die Opfer der faschistischen und der nationalsozialistischen Diktatur nach 1945 in Italien, in der Bundesrepublik Deutschland und Österreich? Wie gingen die Gesellschaften in Spanien, Portugal und Griechenland nach dem Fall der Militärdiktaturen in den 1970er Jahren mit den Opfern um? Was erreichten die Opfer kommunistischer Diktaturen nach 1989 im wiedervereinten Deutschland, in Tschechien, Polen, Ungarn, Lettland und Russland? Das gesellschaftspolitische Umfeld brachte für die Opfer zumeist nur geringe Empathie auf, dennoch gibt es beachtliche Unterschiede in der staatlichen Rehabilitierungs- und Entschädigungspolitik, die von ausgewiesenen Experten in 13 Beiträgen analysiert werden.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts reisten Basler Missionare mit starken, durch die Erweckungsbewegung geprägten, religiösen Überzeugungen und Werthaltungen nach Indien. Die Begegnung mit Inderinnen und Indern veränderte sie: Sie entwickelten eine Kontaktreligiosität, indem sie ihre Überzeugungen und Werthaltungen modifizierten und indische Einflüsse adaptierten. Judith Becker legt den Fokus auf die Frage nach conversio, Bekehrung und Konversion, und sanctificatio, den daraus folgenden Werthaltungen, denn Bekehrung und christliches Leben sahen die Missionare als Zentrum ihrer Arbeit. Dabei zeichnet Becker nach, wie sich diese Auffassungen veränderten. Sie nutzt die in der neueren Konversionsforschung entwickelten Ansätze und Methoden. Zugleich verwendet sie postkoloniale Ansätze und fragt nach der Repräsentation von Menschen und Religionen in Indien. In den Missionsberichten findet sich sowohl eine Exotisierung Indiens als auch die Betonung der Gleichheit aller Menschen und aller Christen. Dabei treten deutliche Unterschiede zwischen in Europa und in Indien verfassten Erzählungen zutage. Solche Missionare, die mehrere Jahrzehnte in Indien lebten, exotisierten nur selten."
Für das nationalsozialistische Regime war es eine zentrale Herausforderung, genügend Arbeiter und Soldaten für seinen rassistischen Eroberungskrieg zu rekrutieren. Anhand der Region Chemnitz beschreibt die Autorin, gestützt auf intensive Quellenrecherchen, die Umsetzung der Arbeitseinsatz- und Einberufungspolitik auf der untersten Verwaltungsebene. Während die Forschung bisher, ausgehend von der Reichsebene, vor allem die Dysfunktionen des Arbeitseinsatzes betonte, weist die Autorin erstmals die Effizienz der regionalen Steuerung vor Ort nach. Am Beispiel der Zwangsarbeiter verdeutlicht sie außerdem die Einbindung des regionalen Verwaltungshandelns in den Verbrechenszusammenhang des NS-Regimes.
Zur Geschichte des DDR-Erziehungs- und Bildungssystems gehören zahlreiche Geschichten von Schülern, die aus politischen Gründen benachteiligt wurden und der Willkür von Staat und Partei rechtlich schutzlos ausgeliefert waren. Das politische System der DDR ging gegen solche Benachteiligungen nicht vor, sondern ermöglichte sie überhaupt erst und war sogar darauf angelegt. Während mit der SED-Diktatur 1989/90 auch die von ihr verantworteten Benachteiligungen von Schülern ein Ende fanden, konnten die Folgen des geschehenen Unrechts nicht für jeden einzelnen Betroffenen revidiert oder gemildert werden. Mit dem Erziehungskonzept einer allseitig gebildeten sozialistischen Persönlichkeit strebte die SED danach, ihren Machtanspruch gegenüber der Bevölkerung frühzeitig und systematisch durchzusetzen. Dieses Streben degradierte Kinder zu »Objekten« der Erziehungspolitik, die es für die eigenen Zwecke mit allen Mitteln zu gewinnen galt. Alternative Erziehungsvorstellungen von Eltern wurden dabei nicht toleriert. Um diesen »schädlichen« elterlichen Einfluss zu unterbinden, schreckten die Träger des Systems auch nicht vor Repressionen gegenüber deren Kindern zurück. Zu diesen Trägern des Systems gehörte neben der Gruppe Partei- und Staatsfunktionäre auch ein großer Teil der Schuldirektoren und ein nicht zu unterschätzender Teil der Lehrerschaft, die bewusst, auch mit Einschüchterung und Gesinnungsdruck die Erziehungsansprüche gegenüber Kindern und Jugendlichen durchsetzten.
Babett Bauer analysiert in einer doppelten Perspektive den Zusammenhang von Diktaturerfahrung und individueller Identitätsstiftung in der DDR. Zeitzeugeninterviews werden mit Akten des Staatssicherheitsdienstes in direkte Beziehung gesetzt und subjektive Lebenswirklichkeiten aus dem »realsozialistischen« Alltag der Diktatur vor dem Hintergrund staatlicher Kontrolle und Repression nachgezeichnet. So entfaltet sich ein Spektrum unterschiedlichster Typen der Erfahrung und des Umgangs mit staatlichen Unterdrückungsmechanismen, das vom Arrangement über erzwungene Anpassung und Kompromissbildung bis hin zu kollektiver Systemopposition und konsequenter Systemablehnung reicht. Anhand ausgewählter Einzelfälle zeigt die Autorin, mit welchen Mitteln und Methoden der Staatssicherheitsdienst arbeitete und wie sich dies auf die Lebensgeschichten der Betroffenen bis heute auswirkt.
Am Beispiel der beiden ehemaligen Landkreise Liebenwerda und Schweinitz (Brandenburg) untersuchte Sebastian Rick die politische und gesellschaftliche Entwicklung in einer ländlichen Region der sowjetischen Besatzungszone. Gestützt auf umfangreiche Recherchen, gelingt es ihm, ein detailliertes Bild über den Prozess der Diktaturdurchsetzung in den Jahren 1945 bis 1949 zu zeichnen und dabei zahlreiche bis heute wirksame Verzerrungen der DDR-Geschichtsschreibung zu widerlegen. Die Studie weist anhand vieler Beispiele nach, wie rücksichtslos KPD/SED in Zusammenarbeit mit der sowjetischen Besatzungsmacht den Transformationsprozess der Gesellschaft vorantrieben. Viele Themenschwerpunkte dieser Arbeit - wie der Einmarsch der Roten Armee, die Arbeit der sowjetischen Geheimdienste sowie die Umgestaltung der Wirtschaftsordnung - wurden bisher auf regionaler Ebene kaum erforscht.
This book is an exposition of Jonathan Edwards' argumentation in his dissertation Concerning the End for Which God Created the World. In addition to stating Edwards' theses regarding God's end and motivation in creation, this book identifies and discusses the assumptions of his argumentation, analyses and explains its crucial components, and explores its philosophical implications. These implications include a version of exemplarism (i.e., the nature of God's ideas for creation), dispositionalism (i.e., the characteristics of God which explain God's motivation), and emanationism (i.e., what God shares of himself with persons who have a living faith in Christ). These entail a view of idealism (i.e., a view of the ultimate ontological ground of the universe), God's temporal nature, continuous creationism (i.e., how God sustains creation), a version of panentheism (i.e., how God, who is infinite, is related to creation, from which God is absolutely distinct), and occasionalism (i.e., the nature of causation of physical events or states of creation). These concepts and what they entail constitute a complete metaphysical system, providing a thoroughgoing divine action understanding of the foundation of reality. For Jonathan Edwards, God's acting according to his plans for his purposes in Christ is fundamental to all things. Were we to have an understanding of how the fundamental concepts of science, mathematics, and ordinary experience are related in reality to the God who acts for his original ultimate end in creation, sustaining the universe, while providentially guiding its affairs, and working redemption, we would have the opportunity to develop these as he had hoped, he pointed the way for others to follow.
Walter J. Schultz is Professor of Philosophy / Scholar-in-Residence at the University of Northwestern - St. Paul.
Als am 1. September 1939 die deutschen Truppen in Polen einfielen, war das der Auftakt für die Eroberung von »Lebensraum im Osten«. Eroberung war gleichbedeutend mit der Versklavung und Vernichtung der einheimischen Bevölkerung, die der NS-Rassenideologie nach als »fremdvölkisch« und daher »minderwertig« galten. An ihren Platz sollten sogenannte »Volksdeutsche« treten, die bis dahin als Minderheiten in verschiedenen europäischen Ländern, z.B. Rumänien, Lettland oder Italien, lebten. Über eine Million Menschen verließen auf dem Land- und Schiffsweg ihre alte Heimat. Allerdings erhielt keineswegs jeder dieser Umsiedler den von der NS-Propaganda versprochenen Bauernhof im Osten. Zum einen blieben viele von ihnen in provisorischen Lagern untergebracht und warteten dort auf ihre endgültige Ansiedlung. Zum anderen galten nicht alle Volksdeutschen als »siedlungstauglich«. Nur »rassereine« und »erbgesunde« Umsiedler sollten in den Osten gelangen und dort Teil der neu zu schaffenden Siedlergesellschaft werden. Während des Einbürgerungsverfahrens untersuchten und selektierten Ärzte und »Rasseexperten« dafür jeden Einzelnen. Dabei galt nicht allein der »Rassereinheit« sondern auch der »Erbgesundheit« besondere Aufmerksamkeit. Gemäß der »rassenhygienischen« Idee galten Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen sowie psychischen Erkrankungen als »minderwertig« und zugleich als Gefahr für den deutschen »Volkskörper«. Sie sollten mit Hilfe der bereits praktizierten »rassenhygienischen« Maßnahmen ausgesondert werden. Damit drohte ihnen nichts Geringeres als die Zwangssterilisation und die Einbeziehung in die NS-Krankenmorde.
Mit diesem Buch liegt erstmals eine ausführliche zeitgeschichtliche Darstellung des Prozesses der SED-Entmachtung und der Demokratisierung bis zur Märzwahl 1990 vor. Ergänzt wird der Text durch zahlreiche Diagramme, mit denen die Stimmen der Bevölkerung quantitativ erfasst und ausgewertet werden. Am Beispiel Sachsens, des Schrittmachers der Revolution, werden die Entwicklungen in Bezirken, Kreisen, Kommunen und Betrieben in Wechselwirkung mit der internationalen und nationalen Politik untersucht und die Haupttriebkräfte der Entwicklung beschrieben. Das Buch wird das Bild der »Wende« nachhaltig beeinflussen. Es lässt keinen Zweifel daran, dass die Bevölkerung der zentrale Akteur der Ereignisse war. So wird plausibel, warum die Entwicklung nicht bei einer Erneuerung der DDR stehen blieb, sondern in die deutsche Einheit einmündete.
Engster Mitarbeiter und wichtigster außenpolitischer Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl war Horst Teltschik. Sein komplett freigegebenes Tagebuch vom 9. November 1989 bis zum 3. Oktober 1990 beginnt mit der offenen Mauer, beleuchtet den Zehn-Punkte-Einigungsplan, berührt den Zusammenbruch der DDR, wie grünes Licht aus Moskau kam, aber auch wie heikel Fragen der NATO-Zugehörigkeit des vereinten Deutschlands und der Oder-Neiße-Grenze waren, der Westen seinen Frieden mit der Einheit machte, Kredite für die Sowjetunion und Kooperation mit Gorbatschow als Katalysatoren wirkten, positive Signale von Gipfeltreffen ausgingen und sich das Wunder von Moskau ereignete. Kohl wurde von Teltschik kompetent begleitet und wegweisend beraten. Mit ausführlichen Nachbetrachtungen und gezielten Rückblenden in Interviews mit Teltschik waren Kommentare und Rekonstruktionen unausgesprochener Hintergründe zu seinen Aufzeichnungen möglich, so dass neben der Tagebuch- auch eine Zeitzeugen-Edition vorliegt. Neben weiteren Dokumenten, einer Bibliografie und Chronologie runden Orts-, Sach- und Personenregister ein einmaliges und umfassendes Quellenwerk zur Geschichte der deutschen Einigung ab.
A comparison of the political changes that took place in the German Democratic Republic, in Czechoslovakia, Poland and Hungary in the years 1989/1990 shows a large amount of mutual influence.The focus of this volume lies on the German Democratic Republic. It looks at the how the transitions began in the four countries, the state of the socialist autocracies at the end of their reign, the specifics of the system changes that took place, the role of the masses and the intelligentsia as well as the particulars during the phase when democracy became established in these countries. The goal of the authors and editors was to present the impulses behind a comparative perspective on the developments in the German Democratic Republic and its neighbours.
Research concerning the GDR, especially the dictatorial power machinery of the SED, has led to a number of studies concerning the three main armed branches of the East German authorities: the state security, the police and the national armed forces, including the relationships among these three. Yet the fourth "armed organ," the Customs Administration, has received relatively little attention, although everyone both in the East and West eventually came into contact with these officials - whether when crossing the borders or through the passing of packages from West to East.With this volume Jörn-Michael Goll closes the gap concerning our knowledge of the power apparatus of the SED, whereby he speaks not of and about those who served, but also with the "controlled controllers," who are quoted in many places by the author, albeit critically.
Das Buch wirft einen Blick hinter die nationalsozialistische Propagandakulisse und entwickelt auf Basis von Befehlsblättern, Archivdokumenten und Schilderungen von Zeitzeugen ein anderes Bild der Hitlerjugend: Gewalt und Vandalismus, Korruption und Diebstahl, Sexualität, Individualismus und Eigensinn. Es handelte sich demnach um eine prekäre, chaotische und oft überforderte Massenorganisation, die nicht nur »von oben« gesteuert und kontrolliert wurde, sondern vor Ort unterschiedlich funktionierte und deren junge Mitglieder sich der Kontrolle des Staates mitunter sogar entzogen.
Dr. André Postert ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung in Dresden.
In the post-Communist countries of the EU a number of structural parameters have survived the transition that distinguish them from the other, more established democracies of the European Union - as well as from the other nations of the former Eastern Bloc. The authors of this volume address these differences and analyse the political, economic and social transformation processes that took place or are still taking place in this region. It becomes clear what role politics, the economy and society in general now play in these countries, where deficits are still prominent, and what the future holds.
This volume contains 20 contributions that look at the reactions of the German public in East and West to the important trials against the Nazi leaders in both Allied and German courtrooms which took place during the Allied Occupation and in the early days of the two German states. They point out the differences and interactions that occurred between the prosecution in East and West and show how the public perception developed over time. The methods employed in the West zones were marked by many contradictions, whereas in the Soviet Occupied Territory, following an initial laxness, the courts and public came to serve the purposes of the East German Communist Party (SED).
In many cases, the Free State of Saxony is seen as a stronghold of right-wing extremism and right-wing populism with prominent results of far-right parties, distinct xenophobic violent scenes and brisk right street protest. By drawing interregional comparisons with western as well as eastern countries, the authors of this volume test the 'stronghold Saxony'-thesis on all levels (attitudes, voting behaviour, protest cultures, militant scenes, discourses, ideologies). Thereby, they are looking for potential causes of possible saxon particularities. This volume creates thus a multifaceted picture of right-wing extremism and right-wing populism in Saxony.
Prof. Dr. Uwe Backes ist Stellvertretender Direktor des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung und lehrt an der TU Dresden an der TU Dresden.