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Secession Verlag Berlin

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Der Band enthält zwölf Texte, die während einer Amerika-Reise und einem anschließenden Aufenthalt als Stadtschreiber in Dresden entstanden sind. »Passagen «, das bedeutet nicht nur, auf einem Containerschiff von Europa nach Amerika zu fahren und wieder zurück, das bedeutet zugleich auch, dass die Wörter, die Motive und Themen von einem Kontinent zum andern wandern und auf witzige Weise in der alten Welt wiederkehren, nämlich hauptsächlich auf Bildern, so wie das Schiff und das Wasser auf Ludwig Richters Überfahrt am Schreckenstein. Amerika, »Gottes eigenes Land« erweist sich zunehmend als Hölle in allen Varianten: das Kellerloch, in dem der Reisende wohnt, die Tatsache, dass man nicht rauchen darf, die Untergrundbahn. Christoph Geiser entwickelt in diesen Texten nicht nur seine faszinierende Kunst der Bildbeschreibung weiter, sondern auch sein Sprechen über die Welt, indem er das bestehende Gerede entlarvt. Als einer der Subtexte neben der Bibel wird Kafkas Amerika-Roman (Der Verschollene) schon gleich zu Beginn negiert. Auch andere Texte von Kafka geistern durch die »Passagen«, werden verballhornt, Zitate werden abgewandelt, Redewendungen destruiert, Wörter auseinandergenommen und neu zusammengesetzt, Dialektwörter eingefügt, Sprechweisen nachgeahmt. Ein witziges Feuerwerk der Sprache schafft eine Welt, in der die Beschreibung der Suche nach einer Toilette genau so Kunst ist wie die Beschreibung von Bildern der Romantik.

CHF 26.40

Band 12 der Werkausgabe führt zwei grundsätzliche Dispositionen des Schriftstellers
und Intellektuellen Christoph Geiser erstmals in einer umfassenden Auswahl zusammen:
die des homo politicus, der früh als rebellischer linker Autor eine littérature engagée
verficht und im Epochenjahr 1968 debütiert, sich in seiner frühen Prosa und Lyrik in
der Tradition Bertolt Brechts sieht, für die kommunistische Parteizeitschrift Vorwärts
als Kulturredakteur tätig ist und infolge seiner Militärdienstverweigerung 1970 drei Monate
ins Gefängnis geht - und die des poeta doctus mit persönlicher »Ästhetik des Widerstands
«, Schöpfer eines beeindruckenden, mehr als fünf Jahrzehnte umfassenden
Erzählwerks und einer Vielzahl programmatischer Reden und poetologischer Schriften.
Diese zeichnen entlang diverser politischer und gesellschaftlicher Zäsuren den Weg
»vom Promeneur zum Parleur« nach, beleuchten Geisers Position als Außenseiter
und Grenzgänger oder reflektieren seine Faszination für das Museum und die bildende
Kunst.
Dem radikalen Postulat seiner Lions-Preisrede von 1983 ist der Wahl-Berner und -Berliner
dabei bis heute treu geblieben: »Sprechen aber heißt in jedem Falle Grenzen verletzen,
Mauern einrennen, Angst überwinden. Immer stärker spüre ich, dass mein eigentliches
Thema der Vorgang dieser Grenzverletzungen oder [...] des permanenten
Tabubruchs ist.«
Der Band versammelt Geisers wichtigste politische Schriften und Schweiz-Texte, seine
ästhetischen Schriften und Reden, sowie eine Auswahl an Rezensionen, Miszellen und
Interviews.

CHF 28.00

Bei E.T.A Hoffmann spielen nicht nur der Hund Berganza oder Kater Murr Titelrollen, auch Ma¿useko¿nige und sogar ein Floh, letzterer noch dazu als Meister Floh, dra¿ngen ganz nach vorn. Das heißt, eigentlich agieren Flo¿he im Verborgenen, sie lauschen, wo niemand zuho¿ren soll, wandern von Mensch zu Mensch und qualifizieren sich so zu perfekten Komplizen des Erza¿hlers, wenn er seiner Geschichte eine Wendung geben will.
Doch Hoffmann geht einen Schritt weiter. Wissenschaft und Aufkla¿rung sind der Flohwelt mit dem Mikroskop und anderen Gera¿tschaften zu Leibe ru¿ckten, um das Unsichtbare zu entzaubern. Hoffmanns ironische Befund: Am Anfang der Moderne steht der Floh.

CHF 25.60

Aufkla¿rung und Zivilisierung des Menschen gehen Hand in Hand, Licht und Vernunft sollen fortan in der Welt herrschen. Entsprechend scheu schauen die Autorinnen und Autoren dieser Zeit in die Abgru¿nde des menschlichen Daseins. Statt alle Ha¿sslichkeiten des Lebens auszumalen, u¿berlassen sie den Leser bestenfalls seinem schaurigen Ahnen. Ganz anders die Horror-Literatur der Romantik, der es nicht explizit und drastisch genug sein kann. Sie befreite sich von den Restriktionen der Vernunftkultur und zeichnet mit Menschenfressern, Blutsaugern, Kindsmorden und anderen ebenso eiskalt wie lustvoll geschilderten Grausamkeiten ein anderes, finsteres Bild unserer Natur.

CHF 25.60

Von den Seltenen Erden sind der Wissenschaft bislang 17 bekannt. Urs Mannhart erfindet eine weitere: Das Rapacitanium. Der Namen ist abgeleitet aus dem französischen rapacité, auf Deutsch: Habgier. Nomen est omen: Der Roman spielt mit der Annahme, die wohlstandsverliebte Schweiz werde selbst zum Kerngebiet des Abbaus Seltener Erden. Pascal Gschwind, verantwortlich für den globalen Handel mit Rapacitanium, hetzt auf internationale Konferenzen, während zu Hause seine Familie ihn kaum mehr zu Gesicht bekommt, und er steht schließlich vor einem Dilemma: Raubbau an der Natur, an seiner Familie und der eigenen Gesundheit versus Karriere und Geldgeschäfte. Als schließlich ein Berg am Thunersee droht zusammenzufallen, begreift Pascal Gschwind das Ausmaß der Zerstörung seines Handels.

CHF 24.00

Christoph Geisers Wüstenfahrt ist das eindringliche Erinnerungsdokument einer Liebesbeziehung zweier Männer, die am unauflöslichen Widerstreit von persönlichen Wünschen mit geltenden Konventionen zerbricht. Hier erzählt ein zum ewigen Versteckspiel gezwungenes, ein durch die Ächtung offen gelebter Homosexualität im Bundesbern der 1970er-Jahre stets existenziell bedrohtes Ich: "Töte mich - ich kann nicht mehr spielen." Wüstenfahrt handelt aber auch generell von den Ängsten des unerlösten Außenseiters - und von seinem Widerstand gegen die drohende Desintegration: "Ich kämpfte, deine Bilder in den Augenwinkeln, um meinen eigenen Zusammenhang." Nach seinem in Deutschland und der Schweiz weithin gefeierten Debüt mit den beiden Familienromanen Grünsee (1978) und Brachland (1980) brach Geiser 1984 in seiner Wüstenfahrt aus der Schweizer Enge in die Weite Arizonas aus, löste sich vom Familienstoff und machte die Homosexualität zu seinem Thema. Noch heute frappiert der Mut dieses unverschleierten journal intime, das den Geist der Neuen Subjektivität atmet und trotz seiner Radikalität nicht aufdringlich, sondern nachdenklich-präzise die Anamnese einer gescheiterten Beziehung vornimmt.

CHF 28.40

In Brachland, 1980 erstveröffentlicht, knüpft Christoph Geiser nahtlos an das in Grünsee begonnene autobiographische Dekonstruktionsnarrativ an und rückt den »Zerfall der Familie« nun vollends in den Mittelpunkt, weshalb bald von den »Basler Buddenbrooks« die Rede war. Brachland kann mit Recht als einer der herausragenden Familienromane der Schweizer Literatur bezeichnet werden. Am schillernden Beispiel seiner baselbernischen Herkunftsgeschichte legt der Ich-Erzähler Stück für Stück die sowohl Heuchelei und Verdrängungsmentalität als in vielerlei Hinsicht auch Lieb- und Leblosigkeit kaschierende Fassadenhaftigkeit des Großbürgertums kompromisslos bloß. Geiser kommt dabei ohne die Geste der pathetischen, unversöhnlichen Abrechnung aus. Was für den Text einnimmt, sind gerade die minutiös gestalteten und bei aller Kritik an der schier einschnürenden Enge des bürgerlich-liberalen Elternhauses stets liebevollen Figurenzeichnungen sowie der melancholisch-reflektierte Ton. Brachland ist der große Roman einer kontinuierlichen Entfremdung und einer paradoxerweise geteilten Einsamkeit, der sprachlich gewandt von erstickendem innerfamiliärem Schweigen und insbesondere der schmerzhaften Nicht-Beziehung zwischen Vater und Sohn erzählt.

CHF 24.00

In einer kühnen Tiefenbohrung verbindet Christoph Geiser 1992 autobiografische Erfahrungen in Berlin mit historischen Figuren, in denen sich der innere Widerstreit seiner Wünsche spiegelt: Goethe und D.A.F. de Sade. In einem Ausbruch vulkanischer Fantasie lässt Geiser die beiden gegensätzlichen Geister auf dem Vesuv zusammenprallen. Et in Arcadio ego: Diesen Traum des Bildungsbürgers, der auf Goethes Spuren durch Italien wandelt, hatte Sade nämlich in einen Albtraum verwandelt und die Klassik durch die Wiederkehr der orgiastischen Antike gesprengt. Im Zerrspiegel der Berliner Clubkultur verschmelzen die Gegensätze nun wie die taumelnden tanzenden Körper. Doch nicht nur die Körperglieder, auch die Satzglieder werden im Zug der erotischen Entgrenzung entfesselt und entführen uns in einen exzessiven Sprachrausch, wo die Sprache selbst sinnlich wird: Dank ihr entkommt man dem Kerker der Wünsche.

CHF 26.40

Der erlesenen Reihe der in Zeiten von Covid-19 wiederentdeckten Seuchenliteratur gilt es mit der Neuedition von Christoph Geisers Romandebüt Grünsee ein weiteres Werk der jüngeren Literaturgeschichte hinzuzufügen. Der erstmals 1978 publizierte Text markiert Geisers internationalen Durchbruch als Schriftsteller und bildet den Auftakt seines bei Leserschaft und Kritik gleichermassen gefeierten autobiographischen Schreibprojekts »Rückkehr zur Herkunft«, das über vier Jahrzehnte nach Erscheinen nichts von seiner Faszinationskraft verloren hat. Vor der symbolträchtigen Kulisse des Matterhorns verwebt der jährlich zum Skifahren nach Zermatt zurückkehrende Erzähler auf einer dreitägigen Erinnerungsrecherche geschickt die subtile Rekonstruktion der die Schweiz erschütternden Typhus-Epidemie von Zermatt des Jahres 1963 mit der gleichzeitigen Dekonstruktion seiner nur scheinbar >heiligen< und von ganz anderen Erschütterungen heimgesuchten großbürgerlichen Familie. In der mithin gleich doppelten Verfallsgeschichte diagnostiziert Geiser vor der Folie der Typhus-Epidemie mit erzählerischer Souveränität die gleichsam schreiende Sprachlosigkeit als die eigentliche Familienkrankheit.

CHF 24.00

Bezwingender Aufruf für ein gerechtes Leben mit der Natur!

CHF 28.80
Madrid, in der Gegenwart: Zwei Menschen begegnen einander im Beichtstuhl einer kleinen Pfarrkirche am nordöstlichen Rand der Stadt, der eine ein Priester, der andere ein junger Mann, der offenbar schwer unter einer Sünde leidet, die er kaum auszusprechen vermag. Er flieht aus dem Beichtstuhl, kehrt aber am Folgetag zurück. Die immer intensiver werdenden Gespräche der beiden zeichnen allmählich ein Bild dessen, was diesen 'Sünder' tatsächlich quält. Die doppelte Abgründigkeit seiner Beichte zieht auch den Priester in die Kluft zwischen Wort und Tat und den Leser unweigerlich in einen Sog aus Fragen, die jeden einzelnen von uns betreffen: Ist unsere Liebe wirklich so selbstlos, wie wir glauben? Wie stark bedingen traumatische Ereignisse der Kindheit unsere Gefühlswelt? Wie sehr leiten ungelöste Probleme unser Handeln? Welche Macht übt die Gesellschaft aus, indem sie bestimmte Wirklichkeiten tabuisiert? Mit Genauigkeit und Einfühlungsvermögen widmet sich Steven Uhly einer Thematik, die seit Jahren weltweit für Schlagzeilen sorgt. Doch anders als die gängigen Litaneien von Schuld und Sühne zeigt seine äußerst persönliche Herangehensweise Räume auf, die auch denjenigen zugänglich sind, die viel zu früh ihre Unschuld verloren haben und deren gesamte Existenz dadurch zutiefst bedroht ist.
CHF 22.40